„Fräulein Lumpe, zum Diktat bitte!“ – so oder so ähnlich muss es wohl 1978 im Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) geklungen haben, als Marion Lumpe aus Loccum dort als Sekretärin ihre ersten Aufgaben erhielt. „Natürlich habe ich damals mit der Schreibmaschine geschrieben und flaschenweise Tipp-Ex verbraucht“, schmunzelt sie. Daran kann sich auch Ute Becker aus Stolzenau, die Chefsekretärin des RPI, noch gut erinnern. Als sie 1981 anfing, war es selbstverständlich, Diktate erst als Steno zu schreiben und dann abzutippen. Seitdem hat sich vieles verändert – im Grunde fast alles.
Nach vier Jahrzehnten in den Diensten des RPI sind die beiden jetzt in den Ruhestand verabschiedet worden. Die Abschiedsfeier für Ute Becker hätte im März stattfinden sollen, mit vielen Gästen von nah und fern. Doch daran war wegen der Corona-Pandemie nicht zu denken. Die Abstandsregelungen und Hygieneauflagen erschwerten nicht nur die Einarbeitung ihrer Nachfolgerin, sondern ließen auch lange keinen würdigen Abschied zu. Der wurde jetzt nachgeholt. „Frau Becker hat mir gerade in der Anfangszeit durch ihre lange Kenntnis vieler Arbeits- und Verwaltungsprozesse den Weg in das Institut prima geebnet“, würdigt PD Dr. Silke Leonhard, die Rektorin des RPI, im Rückblick ihre Arbeit. „Frau Beckers ungefragte, enorme Hilfsbereitschaft hat das Miteinander und die Seele des Instituts nachhaltig geprägt!“
Die Tätigkeit von Marion Lumpe endete im Februar. Bereits im vergangenen Herbst ging außerdem Hannelore Lange aus Rehburg als Mitarbeiterin in der RPI-Bibliothek in Rente; auch sie war gut 30 Jahre für das RPI tätig. „Frau Lange hat über drei Jahrzehnte vor allem die Buch- und Medienpädagogische Arbeit In Büro, Bibliothek und Mediothek begleitet. Wenn nach ihr nun auch Frau Lumpe und Frau Becker gehen, fehlen uns künftig 110 Jahre Berufserfahrung“, fasst es Silke Leonhard zusammen. „Damit verabschiedet sich eine ganze Ära an gemeinsamen Institutserinnerungen.“
Die Arbeitsabläufe ihrer ersten Jahre am Institut kommen Ute Becker im Nachhinein beinahe unwirklich vor: „Viel Zeit hat damals das sogenannte Postmachen in Anspruch genommen. Die Briefe kamen erst in eine Umlaufmappe, dann mussten sie beantwortet werden. Das dauerte schon mal einige Tage“, erzählt sie. „Inzwischen geht das ja alles ganz schnell per Mail.“ Auf die Frage, ob sie heute noch etwas von dem gebrauchen könne, was sie damals in ihrer Ausbildung gelernt habe, antwortet Marion Lumpe deshalb überzeugt mit „Nein!“ Doch natürlich haben sich die beiden im Laufe der Zeit andere Kenntnisse angeeignet, haben sich eingearbeitet in Textverarbeitung und Tabellenkalkulation am Computer, in Mailprogramme und Buchungssoftware. Damit ist nun Schluss. Unterm Strich blicken die zwei gern auf ihre Zeit im RPI zurück; sie haben viele Wechsel mitgemacht und so manche Kollegin, viele Dozent*innen und auch mehrere Rektoren kommen und gehen sehen. Ute Becker, die als Chefsekretärin vier Rektoren und jetzt die erste Rektorin erlebt hat, erinnert sich gerne: „Meine Chefs waren alle ganz pflegeleicht, ich bin mit jedem gut ausgekommen!“
Marion Lumpe hat als Sekretärin mit acht Dozent*innen gearbeitet und kann deshalb mit der einen oder anderen Anekdote aus ihrem Berufsleben aufwarten. „Ich hatte mal einen Chef, der hat Tabellen geliebt“, erzählt sie. „Ich weiß noch, wie er mir mal eine Tabelle auf Band diktiert hat und das völlig schiefgegangen ist, weil wir verschiedene Vorstellungen davon hatten, was senkrecht und waagerecht ist. Hinterher haben wir Sekretärinnen ihn nur noch den Tabulator genannt.“
Gefragt nach einem Geheimtipp für ihre Nachfolger*innen, sind sich Ute Becker, Hannelore Lange und Marion Lumpe mit all ihrer Berufserfahrung einig: „Man sollte immer offen und ehrlich sein – und viel Humor haben, das ist besonders wichtig!“
Text: Dr. Michaela Veit-Engelmann