120 km in sechs Etappen hat eine 9-köpfige Pilgergruppe unter Leitung von RPI-Dozentin Lena Sonnenburg in den Herbstferien auf dem Weg von Bursfelde nach Volkenroda zurückgelegt. Fast alle von ihnen waren bereits bei der ersten Pilgertour 2019 mit dabei.
„Uns allen war klar: Wir gehen den Weg zu Ende“, sagt Tanja Holtz, Lehrerin an der Grundschule Laatzen-Grasdorf. „2019 sind wir von Loccum nach Amelungsborn gelaufen. Und jetzt eben den zweiten Teil!“
Gemeinsam mit sieben weiteren Religionslehrerinnen aus ganz unterschiedlichen Schulformen hat sich Tanja Holtz in den Herbstferien unter der Leitung von Lena Sonnenburg, Dozentin für den Bereich Grundschule am RPI Loccum, erneut auf den Weg gemacht. Sechs Tage sind sie gemeinsam gepilgert, jede so, wie es kräftemäßig möglich war. „Ich nenne das differenziertes Pilgern“, sagt Lena Sonnenburg und lacht dabei. „Manche haben die lange Strecke genommen, manche die kurze – und wer gar nicht mehr konnte, der konnte auch mal mit dem Bus fahren.“
Jeden Morgen gab es in einer anderen Kirche einen geistlichen Impuls, der die Pilgergruppe über den Tag begleitet hat. „Und an einem Morgen mischte sich unter unseren Gesang plötzlich eine Bassstimme“, erinnert sich Tanja Holtz. „Dabei waren wir doch alles Frauen. Das war ein Bauarbeiter, der in der Kirche irgendetwas reparierte und auf einmal mitsang.“
„Pilgern bedeutet, mit offenen Augen unterwegs zu sein“, sagt Lena Sonnenburg. „Man nimmt viel mehr wahr, weil man sich so langsam fortbewegt.“ Unterwegs habe man mit fremden Menschen ins Gespräch kommen können, einmal habe die Gruppe auch einer jungen Mutter mit dem Neugeborenen geholfen und zwischendurch immer wieder angehalten, um Fallobst zu sammeln. „Die Natur schenkt uns im Herbst so viel; es war toll, das so erleben zu können“, sagt eine Teilnehmerin. Und Tanja Holtz ergänzt: „Ich habe unterwegs gelernt, wie wenig ich eigentlich wirklich brauche. Das tat gut.“ Lena Sonnenburg sind besonders die Kraniche in Erinnerung geblieben: „Das waren riesige Schwärme, die sich sammelten, um nach Süden zu ziehen. Und die waren unglaublich laut dabei.“Wiebke Seelow von der KGS Bad Bevensen vergleicht diese Erfahrung mit dem Kinderbuch „Frederic“ von Leo Lionni: „Wir waren wie Frederic und haben Farben für den Winter gesammelt“, sagt sie. „Also tatsächlich Farben, aber auch Gerüche, Geborgenheit und Emotionen.“ Wie die anderen Teilnehmerinnen hofft sie deshalb, dass diese Pilgertour im Herbst 2024 ihre Fortsetzung findet.
Text: Michaela Veit-Engelmann, RPI Loccum