Neuerungen tun gar nicht weh
Im September haben in vielen Orten die Konfirmationen stattgefunden. Zum zweiten Mal mussten Kirchengemeinden wegen der Pandemie vom traditionellen Konfirmationstermin zwischen Ostern und Pfingsten abweichen. Andreas Behr, Dozent für die Arbeit mit Konfirmand*innen, sieht darin auch eine Chance.
Was bedeutet der auf September verschobene Konfirmationstermin für die Konfis? Spielt das genaue Datum für sie überhaupt eine Rolle?
Behr: Dieses Mal kam es ja nicht so überraschend wie im letzten Jahr. Manche Konfis wussten schon seit einem Jahr, dass es wieder auf den September hinausläuft. So konnten sich alle gut vorbereiten und die Konfirmation war fast normal. Es ist und bleibt ein ganz besonderer, einmaliger Tag im Leben. Aber die Jugendlichen sind nun ein halbes Jahr älter als gewöhnlich. Für die Gruppe heißt das: Unterschiede haben zugenommen. Die Konfis sind länger in unterschiedlichen Schulen unterwegs; für manche hat bereits das letzte Schuljahr begonnen, eine Ausbildung kommt in den Blick. Sie sind schon ein Stück erwachsener. Womöglich reflektieren und feiern einige die Konfirmation ganz anders. Manche Familien wünschen sich übrigens inzwischen, dass die Konfirmationen der nächsten Kinder auch im September stattfinden sollen.
Spielen die Gemeinden da mit? Oder kehren sie zum alten Termin zurück, sobald Corona es zulässt?
Behr: Wir haben flexibel auf die vielen Einschränkungen reagiert. Darauf können wir stolz sein. Und wir haben gemerkt: Neuerungen sind gar nicht so schlimm. Für viele Gemeinden liegen die Konfirmationen im September richtig gut. Das Gesetz der Landeskirche lässt Konfirmationen in der neunten Klasse ohnehin zu. Und auch theologisch spricht nichts gegen diesen Termin. Das war eine gute Erfahrung: Wir ändern etwas, was uns in Stein gemeißelt schien, und siehe da, es hat gar nicht weh getan. Arbeit hat es natürlich trotzdem gemacht. Deshalb bin ich wirklich stolz auf meine Kolleg*innen in den Gemeinden und auch auf die Kirchenvorstände, die so viel für die Konfis getan haben.
Die Konfirmation soll Jugendliche stärken und ihnen Zuspruch geben für ihren Lebensweg. Haben die Konfis, die jetzt durch die Krise geprägt sind, das nötiger denn je?
Behr: Wichtig ist: Sie sind nicht nur durch die Krise geprägt. Vor allem sind sie keine verlorene Generation. Ganz im Gegenteil: Sie sind durch eine Krise gegangen und haben sich zum größten Teil als krisenfest erwiesen. Das sollten wir betonen, wenn wir sie stärken wollen. Sie sind schon stark. Und wir können wahrscheinlich von ihnen lernen. Zum Beispiel, wo sie die Kirche vermisst haben in der Krise. Aber auch, wo die Kirche hilfreich war. Ich unterstelle, dass alle Konfis irgendeinen Glauben haben, wenn sie sich vor dem Altar segnen lassen. Erst recht, wenn sie danach in der Jugendarbeit landen. Es wird spannend sein, mit diesen krisenerfahrenen jungen Menschen die Konfi-Arbeit der nächsten Jahre zu gestalten.
Die Fragen stellte Michaela Veit-Engelmann, am RPI Loccum zuständig für Öffentlichkeitsarbeit.
Foto: Detlef Albrecht