Wenn Schüler*innen Hilfe brauchen, in den kleinen Katastrophen des Alltags oder den großen, sei es bei Prüfungsstress, Mobbingerfahrungen, Liebeskummer oder einem Todesfall – dann sind die Schulseelsorger*innen da. Mehr als 400 gibt es inzwischen, verteilt über ganz Niedersachsen. Ausgebildet werden sie in Kursen am Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) vom Schulseelsorgeteam unter der Leitung von RPI-Dozentin Bettina Wittmann-Stasch.
In einem Gottesdienst im Kloster Loccum wurde aus diesem Team jetzt Almut Künkel in den Ruhestand verabschiedet. Als Schulpastorin und systemische Supervisorin hat sie seit 2007 die Schulseelsorgeausbildung in dieser Landeskirche maßgeblich mit aufgebaut und jahrelang geprägt: „Meine Arbeit im Team für den Bereich Schulseelsorge gehört für mich zu den Höhepunkten meiner beruflichen Laufbahn“, sagt Almut Künkel. „All die Jahre hat es mir Freude gemacht, etwas weiterzugeben, was mich persönlich sehr überzeugt.“ Die Ausbildung als Schulseelsorger*in dauert als berufsbegleitende Qualifizierung anderthalb Jahre. Dabei gehe es um fachliche Kompetenzen, systemisches Denken oder um Sachthemen wie Notfälle oder Gesprächsführung. „Immer wieder geht es aber auch um Themen, die die Teilnehmenden selbst berühren, um Fragen nach der eigenen Biografie, nach eigenen Zielen und Wünschen. Da sind dann auch viele Gefühle im Spiel“, so Künkel. „Und ich mag es, mit Menschen zu diskutieren und wahrzunehmen, wie sie ticken. Ich bin dankbar, mit Menschen zu tun zu haben, die sich einbringen – und ich bin dankbar, dass so viele Menschen mich teilhaben lassen an dem, was sie bewegt.“
Die Schulseelsorgeausbildung der Landeskirche nutzt die Methoden des systemischen Denkens: Konflikte werden nicht als Probleme eines einzelnen Menschen gesehen, sondern im Zusammenhang des Systems aus Familie, Schule oder Arbeit, innerhalb dessen der einzelne Mensch handlungsfähig werden soll. „Seit meiner ersten Begegnung mit dem systemischen Ansatz bin ich davon überzeugt, dass diese Art zu denken, zu handeln und mit anderen Menschen umzugehen, nicht nur für mich persönlich, sondern auch für uns als Kirchenmenschen sehr gut passt“, sagt Almut Künkel. „Umso schöner ist es für mich zu sehen, wie diese Arbeit in der Landeskirche gewachsen ist, wie neue Menschen das Team bereichern und wie auch die Teilnehmenden von dieser Ausbildung profitieren.“
Oberkirchenrat Marc Wischnowsky entpflichtete Almut Künkel und dankte ihr im Namen der Landeskirche für ihre Arbeit: „Almut Künkel war so etwas wie die Grande Dame der Schulseelsorge in unserer Kirche“, sagt Wischnowsky. „Sie hat diese Arbeit entscheidend geprägt, hat sich selbst aber auch immer neu prägen lassen von den Begegnungen mit den Schulseelsorger*innen.“ So habe Almut Künkel jeden neuen Kurs von Schulseelsorger*innen als neues Feld von Möglichkeiten wahrgenommen. „Und nach jedem Kurs hat sie gesagt: Das war der beste, den wir je hatten!“
Auch RPI-Rektorin Silke Leonhard erinnert sich dankbar an ihre erste Begegnung mit Almut Künkel zurück: „Das war ein Werben für etwas, das ich als Herzstück religiöser Bildung bezeichnen würde. Ich weiß den genauen Wortlaut nicht mehr, aber es klang etwa so: Schulseelsorge macht Lust. Und das gilt noch immer: Es geht nicht um Trauriges, sondern um Bedeutungsvolles. Es geht nicht um Schweres, sondern um Gewichtiges. Und bei allem Mitten-ins-Herz ist Schulseelsorge auch ein wunderbarer Grenzbereich zwischen Bildung und dem Sorgen für die Seele.“
Text und Foto: Michaela Veit-Engelmann, Öffentlichkeitsbeauftragte des RPI Loccum