Dietmar Peter geht nach 30 Jahren im RPI in den Ruhestand
Von Beate Ney-Janßen, Loccum
Dietmar Peter mag Menschen. Das hat ihm die Arbeit innerhalb der vergangenen 30 Jahre im Religionspädagogischen Institut Loccum oft erleichtert, manches Mal auch versüßt. Von seinen Anfängen als Dozent für Förderschulen bis zu den vielen Jahren als stellvertretender Rektor und Dozent für den Bereich Haupt-, Real- und Oberschulen des Instituts. Aus dem RPI hat er sich nun in den Ruhestand verabschiedet. Mit Neugierde auf die Menschen, die ihm in diesem neuen Lebensabschnitt begegnen werden.
Nein, zum RPI will er erst wieder zur Abschiedsfeier gehen, sagt Dietmar Peter. Weswegen er zum Interview einen Spaziergang durch Loccums Klosterlandschaft vorzieht. Gelegentlich bleibt er stehen. Mal, um mit einem ehemaligen Nachbarn zu klönen, sich nach dessen Sohn zu erkundigen und vom eigenen Filius zu berichten. Ein anderes Mal, um neugierig den Anblick der neuen Klosterbibliothek in sich aufzusaugen. Oder um beim Gang über den Friedhof an Gräbern zu erzählen: Da liegt die Frau, bei der er lange Zeit Eier gekauft hat, dort der RPI-Dozent, mit dem es eine Weile dauerte, bis er mit ihm warm wurde. „Dann habe ich ihn sehr geschätzt“, sagt Peter.
Die vielen Jahre am RPI und in Loccum haben viele Bekanntschaften und auch viele Freundschaften hervorgebracht und haben ihm die Chance gegeben, viele Menschen kennenzulernen. „Besonders viel Freude haben mir die Tagungen gemacht“, erzählt der 63-Jährige. Für Fachseminarleiter:innen, für Schulleiter:innen, früher die Dezernent:innen-Tagungen und immer auch die Fort- und Ausbildungen. Wie jene, mit denen Lehrkräfte innerhalb von zwei Jahren befähigt werden, das Fach Religion zu unterrichten. Zu etlichen derjenigen, die zu solchen Zusatzausbildungen kamen, hat er gelegentlich noch Kontakt.
Faszinierend an diesem Teil seiner Arbeit war für ihn immer, dass die Teilnehmer:innen nicht nur mitmachten, um selbst zu profitieren, sondern sich oft auch selbst mit ihren Begabungen einbrachten. Der Mann, der für die Gruppe Orgel spielte, die Frau, die einen Vortrag über Hexenverfolgungen hielt. „Das war dann nicht mehr nur Arbeit für mich. Das war einfach nur schön“, sagt er schmunzelnd.
Andere Aufgaben wiederum waren spannend. Wie die Mitarbeit im Ausschuss zur Prävention sexualisierter Gewalt. Oder auch der Aufbau der Homepage des RPI. „Wir waren eine der ersten kirchlichen Einrichtungen, die online gegangen sind“, berichtet er, „leider war die Evangelische Akademie uns um einen Tag voraus.“ Ein bisschen Wettbewerb zur benachbarten Bildungsstätte gehörte ab und an dazu. Zum Ansporn, auch wenn das Verhältnis zueinander immer freundschaftlich war.
Und wenn im RPI umgebaut oder renoviert werden sollte, stand immer fest, dass Dietmar Peter Ansprechpartner war. Weshalb? „Das hatte mit meiner ersten Ausbildung zu tun“, antwortet er. Der Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker. Er war derjenige im Pädagog:innen-Team, der nicht nur lehren konnte, sondern auch eine Vorstellung davon hatte, wie eine Leitung verlegt werden muss.
„Und außerdem habe ich einen ganzen Bahnhof renoviert“, konkretisiert er seine Fähigkeiten im Bauwesen. Nach dem Studium der Sonderpädagogik und gemeinsam mit zwei befreundeten Paaren. Mit sichtlichem Stolz auf dieses Projekt zeigt er Fotos. Von sich als jungem Mann in Handwerkerkluft am eigenen Haus. Und von den aufs feinste sanierten und umgebauten Gebäuden auf dem Bahnhofsgelände.
„Lehrkräften im RPI habe ich in einem Spiel in der Vorstellungsrunde immer erzählt, dass in meinem Schlafzimmer schon 100.000 Menschen waren und sie dann gefragt, ob diese Geschichte wahr ist“, erinnert Peter sich lachend. Das konnte sich kaum jemand vorstellen. Woher sollten sie auch wissen, dass sein Schlafzimmer zuvor die Wartehalle eines Bahnhofs war.
Dass er, der jahrzehntelang souverän im RPI lehrte und leitete, Taxifahrer in Hannover war, haben ebenso wenige geahnt. „In meiner Sturm- und Drang-Zeit“, bekennt Peter. Als er feststellte, dass Radio- und Fernsehtechniker nicht das war, was er sein Leben lang machen wollte, aber noch keine Ahnung hatte, wohin sein Weg ihn führt. Ans Taxifahren erinnert er sich gerne. Und zwei Jahre später wusste er, wie es weitergehen soll. Studium, einige Jahre als Lehrer an der BBS Gifhorn. Dann kam bereits das Angebot aus dem RPI.
30 Jahre später ist Dietmar Peter bereits Wochen vor seiner Verabschiedung aus dem Tagesgeschäft heraus. Resturlaub. Den er nutzt, um sich auf seinen neuen Lebensabschnitt einzustellen. Er geht schwimmen. Lässt sich in Cafés die Herbstsonne ins Gesicht scheinen, besucht mit seinem Sohn Spiele des VfL Osnabrück. Macht Urlaub in der Toskana. Demnächst wird er wieder Salsa tanzen. „Meine große Leidenschaft“, bekennt er. Die er wegen der Pandemie nicht pflegen konnte.
Die Pandemie war auch einer der Gründe, weshalb er sich einige Jahre vor der Zeit für die Pension entschieden hat. „Ätzend“, sagt er. So hat er die Online-Tagungen für sich empfunden. Der direkte Kontakt zu den Menschen hat ihm gefehlt.
Nun ist er gegangen. Er erzählt, dass er gerne lehrend und leitend im RPI war. Aber mitten im Klosterwald reckt er sich, grinst und sagt: „Jetzt habe ich meine alte Taxifahrerfreiheit wieder.“