Schule ist ein Reizthema. Alle sind irgendwann mal hingegangen oder haben Einsichten als Eltern oder Großeltern gewonnen – und können entsprechend mitreden. „Ich vergleiche mich gern mit dem Fußballbundestrainer“, sagt Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). „Im Zweifel kann es jeder besser.“ Wie wohltuend muss da ihr Besuch in Loccum vor Elternräten aus ganz Niedersachsen gewesen sein. Kritische Fragen gab es auch dort, natürlich. Aber der Ton war sachlich, die Gesprächskultur vorbildlich.
Dem Thema der Tagung war das angemessen: „Demokratie braucht Bildung“. Einmal im Jahr lädt das Religionspädagogische Institut Loccum (RPI) zur Konferenz für Elternvertreterinnen und -vertretern ein. Aktuelle Umfragen belegten, dass das Thema dringlich ist, wie Kultusministerin Hamburg ausführte: „Erschreckenderweise sagen viele, sie glauben nicht mehr an die Demokratie“. Neben vielen weiteren Initiativen will sie deshalb die Mitbestimmung von Schülerinnen und Schülern stärken. „Klassenräte sollte es schon in der Grundschule geben“, sagte die Ministerin. Wichtig sei, dass solche Strukturen in der Schule gut verankert und gelebt würden. „Wenn meine Beteiligung keine Wirkung hat, kann ich es mir auch schenken.“ Solche Erfahrungen müssten vermieden werden.
An die Eltern appellierte sie, den Kindern gute Vorbilder zu sein. „Schule allein kann Kinder nicht motivieren, sich für die Demokratie einzusetzen.“ Dabei gehe es um einen respektvollen Umgang mit den Mitmenschen, aber auch darum, nach Feierabend noch gesprächsbereit zu sein für Fragen der Kinder, die sie aus der Schule mitbrächten. Kinder müssten in die Lage versetzt werden, Lösungen für komplexe Sachverhalte zu finden und produktiv zu streiten.