Kleine Erfolgserlebnisse
Seit 31 Jahren gibt es den Loccumer Pelikan, das Fachmagazin des RPI; seit Februar 2020 liegt die Redaktionsleitung in der Hand von Christina Harder, Pastorin und RPI-Dozentin. Im Interview verrät sie, worauf bei der Heftplanung zu achten ist, welche Lieblings-Rubriken sie selbst hat – und warum sie jedes Mal stolz ist, wenn eine neue Ausgabe des Loccumer Pelikan erscheint.
„Sehnsuchtsorte“ lautet das Schwerpunktthema des aktuellen Loccumer Pelikan. Frühere Ausgaben behandelten Großthemen wie „Mensch und Tier“ oder „Krieg und Frieden“. Wie kommen Sie auf Ihre Schwerpunkte?
Die Themen für die einzelnen Hefte finden wir gemeinsam innerhalb der Redaktion. Wir überlegen in der Regel am Ende eines Jahres, welche Themen wir für die vier Quartalshefte des Folgejahres setzen möchten. Auf das Thema „Sehnsuchtsorte“ kamen wir mit Blick auf die lange Zeit der Kontakt- und Reisebeschränkungen infolge der Corona-Pandemie. Wir dachten uns, dass die Menschen sich gerade jetzt nach Orten sehnen, an denen ihre Seele heil werden und bleiben kann. Das können äußere Orte sein, an die man reisen kann. Das können genauso innere Orte der Vorstellung und Erinnerung sein wie biblische Orte (Zion) oder Feste (Weihnachten).
Unsere Themenschwerpunkte setzen wir in der Regel durchaus nach Gesichtspunkten der Aktualität. Anfang des letzten Jahres hatten wir beispielsweise das Thema „Jüdisches Leben in Deutschland“ (LP 1/2021) anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gewählt. Das dritte Quartalsheft in diesem Jahr 2022 wird das Thema „#Mensch“ haben, weil der niedersächsische Landeswettbewerb Evangelische Religion, der mit dem neuen Schuljahr starten wird, unter dieser Überschrift ausgeschrieben wird.
Die Expertise der Autor:innen Ihres Magazins ist beeindruckend. Wie schwer ist es, diese Fachleute für eine Mitarbeit zu gewinnen?
Das ist sehr unterschiedlich. Wir überlegen in der Redaktion im Vorfeld, welche Autor:innen wir insbesondere für die Grundsatzartikel anfragen möchten, weil wir uns von ihnen zu dem entsprechenden Heftthema eine interessante Expertise und Perspektiven mit weiterführenden Gedanken erwarten. Und manchmal bin ich überrascht, wer dann aber auch zusagt; bei dem:der ich es gar nicht erwartet, aber einfach mal ‚frech‘ nachgefragt hatte. Das ist jedes Mal wie ein kleines Erfolgserlebnis. Und wenn ich dann die frischgedruckten Hefte in der Hand halte mit den wirklich interessanten Artikeln aus der Feder renommierter Fachleute, überkommt mich jedes Mal ein gewisser Stolz darüber, dass diese tollen Leute für den Loccumer Pelikan geschrieben haben.
Für die Planung brauchen Sie sicher viel Vorlauf. Wie aktuell können Sie sein?
Mit den Planungen und Vorüberlegungen zu den einzelnen Heften beginnen wir mittlerweile sehr früh: ungefähr ein Dreivierteljahr vor dem Erscheinungsdatum. Wir fragen die Autor:innen so zeitig an, denn die sollen ja auch noch drei Monate Zeit für das Verfassen der Artikel haben. Wegen dieser langen Vorlaufzeit ist es natürlich schwierig, immer ganz brandaktuell zu sein. Doch für ganz aktuelle Bezüge wird in der Regel das Editorial genutzt, das erst unmittelbar vor dem Drucktermin von unserer Rektorin, PD Dr. Silke Leonhard, verfasst wird.
Bei der Vielzahl an kirchlichen und anderen Publikationen – wie schaffen Sie es, Ihre Leser:innenschaft zu erreichen?
Ich denke, dass das ansprechende Layout eine große Rolle spielt, genauso wie das Konzept unseres Fachmagazins. Meines Erachtens sticht der Loccumer Pelikan aus der Vielzahl anderer Publikationen durchaus auch optisch hervor. Dazu gehören das Schriftbild ebenso wie die vielen inhaltlich passenden Fotos und Bebilderungen. Außerdem sind die Artikel mit max. 20.000 Zeichen in der Regel nicht zu lang, so dass unsere Leser:innen auch zwischen ihren zahlreichen dienstlichen Verpflichtungen und im Alltag kurze Lektürezeiten gut einbauen können. Auch der immer wiederkehrende Aufbau aus Grundsatzartikeln zu Beginn der Hefte mit den folgenden Rubriken „Nachgefragt“, „Gesehen, Gehört usw.“, „Praktisch“, „Informativ“ sowie am Ende dem Nachrichtenteil mit Rezensionen trägt meines Erachtens dazu bei, dass der Loccumer Pelikan gerne gelesen wird. Hier weiß jede:r, wo er:sie was finden kann.
Bekommen Sie viele Rückmeldungen?
Mich selbst erreichen eher selten Rückmeldungen. Doch meine RPI-Kolleg:innen geben mir oft Rückmeldungen aus den Reihen ihrer vielen Kontaktpersonen weiter. Meistens sind diese sehr positiv, besonders die Praxisartikel geben vielen neue Anregungen für den eigenen Unterricht. Sehr gefreut habe ich mich, als eine Lehrerin mal beiläufig erwähnte, dass sie immer alle Artikel im Loccumer Pelikan lesen wolle, weil sie alle so interessant finde.
Haben Sie selbst eine Lieblings-Rubrik?
Ehrlich gesagt, nein. In einigen Heften fand ich aber die Rubrik „Nachgefragt“ besonders spannend; insbesondere da, wo es um Kontroverses ging. Das war beispielsweise im Heft zur „Medizinethik“ bei der Frage nach Für und Wider von Organtransplantationen so.
Immer mehr Magazine werden nur noch online angeboten – ein Thema für Sie?
Ja, natürlich. Den Loccumer Pelikan gibt es mittlerweile sowohl als E-Paper als auch als PDF. Alle Hefte, auch die ältesten, sind als digitale Formate über die Homepage des RPI zugänglich und können von dort jederzeit aufgerufen und runtergeladen werden. Die Printausgaben wollen wir aber dennoch nach wie vor beibehalten.
Die Fragen stellte Michaela Veit-Engelmann, am RPI Loccum zuständig für Öffentlichkeitsarbeit.