Konfirmandenunterricht heute

von Hinrich Buß

 

Vor einiger Zeit saß ich mit Schulleitern in Uslar zusammen. Eine Begegnung anlässlich der Kirchenkreis-Visitation. Sie waren alle erschienen, von der Sonderschule bis zum Gymnasium. Über die veränderte Schullandschaft sprachen wir. Natürlich müssten weiterhin Grundkenntnisse und -fertigkeiten vermittelt werden: Rechnen, Schreiben, Sprachen usw. wurde gesagt. Nur: man wisse nicht recht, woraufhin man ausbilde. 13 % Arbeitslosigkeit in der Region, was werden die jungen Leute einmal machen? Hilft ihnen das, was ihnen jetzt beigebracht wird, in der Zukunft? Bei dem rasanten Tempo der Neuentwicklungen? In die Ratlosigkeit hinein sagt die einzige anwesende Schulleiterin: unser Bildungsziel müsste doch sein, aus den jungen Menschen gefestigte Persönlichkeiten zu machen. Von allen Seiten zustimmendes Nicken. Ob Jungen, ob Mädchen, eine gefestigte Persönlichkeit. Das wäre etwas. Gewiss, die verlangten vielseitigen Kenntnisse und Fertigkeiten könnten dadurch nicht ersetzt werden. Aber es wäre eine solide Grundlage für jede weitere Entwicklung. So die Runde der Schulleiter und der Leiterin. Vor 25 Jahren wäre ein solches Bildungsziel nicht denkbar gewesen.

 

1. Was hat sich verändert?

1.1 Der Wegfall der Erziehung
Bei der Diskussion mit Handwerkern in Hattorf im Herbst 1996 wurde von einem Betrieb berichtet, der sich weigert, junge Leute auszubilden. Nicht weil dies zu teuer würde. Auch nicht, dass der Betrieb keine jungen, gut ausgebildeten Fachkräfte gebrauchen könnte. Die Begründung lautete: „Wir wollen die Lehrlinge nicht auch noch erziehen müssen.“ Eine überraschende Auskunft. In diesem Satz kommt Frust zum Ausdruck über Azubis, die zu spät zur Arbeit kommen oder gar nicht; die kaum mit anderen zusammenarbeiten können, die zwischendurch am Telefon hängen, um mit der Mutter zu telefonieren usw.

Erziehung ist zu einer ungeliebten Tätigkeit geworden. Eltern sind verunsichert und halten sich zurück. Lehrerinnen sind darauf nicht vorbereitet und sehen sich unversehens vor eine Aufgabe gestellt, die sie nicht leisten können oder wollen. Meister in Betrieben weigern sich nachzuholen, was früher versäumt wurde. So wird der schwarze Peter der Erziehung hin und hergeschoben. Dies betrifft erst recht die religiöse Erziehung. Sie findet nicht statt. Was also ist mit der gefestigten Persönlichkeit?

 

1.2 Die Individualisierung schreitet voran
Kinder sind früh auf sich selbst gestellt. Sie erleiden und genießen dies. Sie lernen bald, selbst zu bestimmen, ihren Raum und ihre Zeit zu gestalten. Sie stoßen selten auf Widerstand oder auf Auseinandersetzung mit Erwachsenen. Sie werden selbständig und geraten in die Vereinzelung. Sie wissen viel von sich und wenig von andren.

 

1.3 Die Erneuerungsschübe werden kürzer
Man erkennt es an Autos. Wenn ein Modell auf den Markt gebracht wird, ist das Nachfolgemodell längst in der Entwicklung. Alle drei Jahre, so wurde bei VW gesagt, muss der Wagen ein neues Gesicht bekommen. Entweder wird bereits das Nachfolgemodell vorgestellt oder das alte überholt und geliftet. - Bei Computern ist Hard- wie Software schnell veraltet. Das Angebot von gestern sinkt im Preis, was gut ist, es hat weniger zu bieten, was schlecht ist. Man hat schon darüber nachgedacht, ob eine Archivierung der Software überhaupt möglich ist. Was, wenn gespeicherte Informationen nicht mehr abgespielt werden können? Wird das Computer-Gedächtnis der Menschen bei aller Breite der Daten-Autobahnen kurzatmig? Junge Leute stellen sich viel schneller auf die Innovationsschübe ein als ältere. Zwei Kulturen stoßen aufeinander. Sind wir bereits multikulturell durch unterschiedliche Zeiterfahrung?

Sodann: Wird nicht bald auf den Müll geworfen, was älter ist als - sagen wir - 5 Jahre, Hardware wie Autos und andere Maschinen und Software wie Programme, Lebensentwürfe, Moral und andere Überzeugungen?

 

1.4 Leben aus zweiter Hand: die Konstruktion der Wirklichkeit durch Medien
Es ist ein neues Buch von Niklas Luhmann erschienen, einem der soziologischen Päpste, mit dem Titel „Die Realität der Massenmedien“ (Opladen 1996). Es ist im „Spiegel“ angezeigt (41/96). Der erste Satz der Veröffentlichung lautet: „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ Das klingt bereits bedenklich, könnte aber so verstanden werden, als bildeten die Medien die Welt ab. Dies ist mitnichten so. Luhmann bezeichnet die Medien, also Unterhaltung, Werbung, Nachrichten, Sport usw. als „operativ geschlossenes System“. In ihm wird erzeugt, was als Realität gilt. Das bezieht sich auf die äußere Welt: wir erfahren zum Beispiel solange etwas über Ruanda, wie das Zuschauerinteresse als vorhanden angenommen wird. Ist dies erlahmt, verschwindet jenes ferne Land von der Mattscheibe oder aus den Blättern. Nachrichten müssen News sein. Die Erzeugung der Realität gilt auch für die innere Welt. Zuschauer, Frauen wie Männer, Kinder wie Jugendliche werden mit inneren Skripts und Schemata ausgerüstet. Wer an einer Talkshow teilnimmt, hat im Kopf, was andere bei einer Talkshow gesagt haben, und redet auch so, und wer zuschaut, hat den Sound allemal im Ohr. Darauf folgt, so der Spiegel: „Selbst die Suche des Menschen nach seiner eigenen Identität ist laut Luhmann ein von Medien beeinflußtes Unternehmen. Auch das noch: das Ich, eine Kolonie des Info-Apparates.“ (Spiegel 41/1996, S. 276). Wir sind besetzt um nicht zu sagen: besessen.

Es haben sich also Bilder bei uns eingenistet, von außen eingeschleust, die wir als eigene übernommen haben. Sie sind zum Teil des Ich geworden. Was wir für ein Leben aus erster Hand halten, ist ein Nachahmen des Fremden, ein Leben aus zweiter Hand.

So hat Luhmann gesprochen oder geschrieben, man muss ihm nicht glauben, das erwartet er auch nicht, vielmehr prüfen, ob dies stimmen könnte. Mir scheint, er hat den (Medien-)Nagel auf den Kopf getroffen.

Wenn also alte Erziehungsbemühungen erlahmt sind und neue Techniken wie Medien Realität erzeugen, welche Chance hat dann ein so hehres Bildungsziel wie die gefestigte Persönlichkeit, die nach Möglichkeit jeder junge Mensch werden soll?

 

2. Bildungsziel: gefestigte Persönlichkeit

Wenn man die wirtschaftliche Kraft kennt, mit der neue Techniken auf den Markt drängen, und die Wucht am eigenen Leibe erfährt und an der Seele dazu, mit der Fernsehen, Video, Zeitschriften, Computerspiele auf Menschen einwirken, möchte man den Kampf verloren geben. Was kann ein Pastor ausrichten, der einmal in der Woche vor seinen Konfirmanden steht, was eine Pastorin, die für 4 Tage auf eine Freizeit fährt? Wenig. Und doch ist es gut, die Flinte nicht zu schnell ins mediale Korn zu werfen.

Lassen Sie mich zwei Annäherungen an das Ziel beschreiben; die eine aus schulischer, die andere aus kirchlicher Sicht.

 

2.1. Vor einiger Zeit habe ich einen Schulleiter, Otto Seydel mit Namen, kennen gelernt, der sich dezidiert für Schonräume einsetzt. Er hat gut lachen, denn er leitet eine Schule mit Internat auf der Insel Mainau, genannt Schloss Salem. Aber er nutzt die Insellage auch - nebenbei: ein bisschen ist jede Freizeit zu vergleichen mit einer Insel, die deshalb auch beliebt ist und zugleich fruchtbar - und es werden deutliche Akzente gesetzt: Fernsehen, Gameboy und anderer Schnickschnack sind nicht zugelassen. Der Individualisierung wird Gemeinschaftsleben entgegen gestellt. Das Lernen wird mit Leben verbunden. Drei täglich wiederkehrende Bräuche gibt es: In der Frühe ein Morgenlauf um die Burg, um den Körper in Bewegung zu setzen und die Umgebung zu erkunden; im Lauf des Tages Unterbrechungen durch zusammen eingenommenes Essen, selbstverständlich mit Tischgebet; schließlich einmal am Tag Silentium in der Kapelle. Das sind Zäsuren, die den Tag gliedern, und zwar für alle, die Ordnung schaffen und Übersicht und die den Blick nach innen erlauben: Gemeinsam erlebte Stille. Eine Gegenwelt, die hier bewusst aufgebaut wird. Sie dient der Gemeinschaftsbildung und der Persönlichkeitsentwicklung gleichermaßen.

 

2.2. Dietrich Rössler, Praktischer Theologe, früher in Göttingen, jetzt in Tübingen, sagte vor kurzem in einem Vortrag: als Ziel der Persönlichkeitsentwicklung solle theologischerseits nicht angegeben werden: „Identität“, sondern Gewissheit. Das lässt aufhorchen und ist auch geeignet, manche zu verärgern. „Identität“ ist ein hochbesetztes Wort, spätestens seitdem Erik Erikson sein Buch „Identität und Lebenszyklus“ auf den psychologischen Markt geworfen hatte, von vielen Fakultäten, eben auch von Theologen begierig aufgenommen. Er traf einen Nerv: Ich möchte ich selbst sein oder werden können, durch viele Schwierigkeiten und Entwicklungsstufen hindurch. Ein authentischer Mensch, ein echter Typ, jedenfalls unverkennbar Ich. (Ja, wer möchte das nicht gern? Und welcher pädagogisch Tätige möchte dies nicht auch für andere und mit ihnen erreichen?)

Freilich - wann ist es eigentlich soweit, dass ich mit mir identisch bin? Wenn ich glücklich bin oder traurig oder ehrlich oder tüchtig? Ist der Autist nicht jener, der mit sich selbst am meisten identisch ist, ganz er selbst und deshalb in einem schrecklichen Zustand befindlich? und weiß ich als an Luther Geschulter nicht, dass ich Gerechter und Sünder zugleich bin? Wie will ich mich je zusammen bringen?

Rössler also sagt: Gewissheit sei das für einen Menschen wie für einen Christen Erstrebenswerte. Egal, wie es mir geht, egal wie die Weltläufe sind: Ich setze einen Fuß vor den anderen und zwar festen Schrittes; nicht schlurfend wie ein sich dahin Schleppender, sondern beherzt als ein Zuversichtlicher. Gewissheit braucht man für das Leben, für jeden Schritt, gleich den nächsten. Gewissheit gewinne ich aus Überzeugung, genauer: aus Glauben. Sie setzt voraus, dass Gott es gut mit mir meint. Sie übersteigt meine individuelle Existenz, sie überragt auch das diesseitige Leben. Gewissheit ist ein theologisches Wort, das Alltag und Glauben verbindet. Kurzum:
Ohne Gewissheit keine gefestigte Persönlichkeit.

Wie soll man dahin kommen, wie andere dahin bringen?

Ich will einige Schritte benennen und mich dabei dem Konfirmandenunterricht nähern.

 

3. Räume innerer Freiheit schaffen

Als Rudolf Scharping noch SPD-Vorsitzender war und täglich angegangen wurde, von eigenen Genossen oder fremden Journalen, als er tapfer aushielt, ihm das nackte Elend aber ins Gesicht geschrieben stand, erschien ein Feature über ihn im „Spiegel“, diesmal nicht mit Häme geschrieben, wozu das Montagsmagazin wöchentlich in der Lage ist. Es wurde darauf verwiesen, dass auch andere SPD-Vorsitzende schon in äußere Gefahren und innere Blessuren geraten seien, auch der seine Nachfolger überragende Willy Brandt. Wenn der solchermaßen in die Enge getrieben gewesen sei, so das Feature, zog er sich zurück ins Innere und „durchschritt Räume innerer Freiheit“. Auf diese Formulierung will ich hinaus, nicht auf die SPD und auch nicht auf Willy Brandt. In diesem Halbsatz ist trefflich beschrieben, was eine oft nicht gesehene Dimension des Lebens ist. Es gibt innere Räume, die ich durchschreiten und ermessen kann, die mir Freiheit geben, gerade bei äußerem Druck, die mir Freiheit überhaupt erst ermöglichen. Wer solche Innenräume nicht hat, ist unbehaust, mag er sich auch Paläste bauen.

Die innere Freiheit hat eine besondere Tradition im evangelischen Christentum, von Luther angefangen, bis in den Kirchenkampf und sogar in unsre Tage hinein. Sie ist als Innerlichkeit bekannt geworden und geschätzt, freilich auch in Verruf geraten, als Verweigerung politischer Betätigung, zu Recht. „Gib dich zufrieden und sei stille“ - da ist sie die gut bürgerliche Seelenstube, die keinem etwas zuleide tut, sich aber auch nicht ein- und aussetzt. Doch nun droht die umgekehrte Gefahr, dass nämlich alles veräußerlicht wird, es kommt aufs Outfit an und aufs Layout, und was innen ist, wird auch von außen gesteuert, siehe oben. Christoph Bizer weist auf die Gefahr hin: „Das evangelische Christentum verliert seine sensible in der Kindheit wurzelnde Innerlichkeit, die individuelle Gemüts- und Überzeugungskultur.“ (Die gestaltete Begehung, in: Michael Meyer Blanck (Hrsg.), Zwischenbilanz Hoyaer Modell, Hannover 1993, S. 122). Sie geht verloren durch die fehlende christliche Erziehung im „Intimraum“ Familie. Auf sie kann man aber nicht verzichten, weil in ihr auch das empfindliche Gewissen wurzelt, weil in ihr auch das moralische Bewusstsein verankert ist. Ohne eine innere Überzeugungskultur haben wir frei floatierende Werte, Leichtgewichte, heute hier, morgen dort, vom Winde verweht oder anderen modischen Strömungen.

An genau diesem Punkt, wenn auch nicht in der familialen Erziehung, so doch im kirchlichen Unterricht, setzt die Pastorin Renate Stäblein in Arnum mit ihrem Team an. „Wir arbeiten in die Tiefe und nicht so sehr ... in die Breite“, schreibt sei. „Durch erfahrungsorientiertes, exemplarisches Lernen wird ‘ein religiöser Innenraum der Seele’ (Christoph Bizer) des Kindes und des Mitarbeiters (!) aufgebaut ..., in den die Verheißung hineinfallen kann.“ (Ein Konfirmandenjahr für neun- bis zehnjährige Kinder - Das „Arnumer Modell“’, in: Michael Meyer-Blanck, S. 33). Das ist ein erstaunlicher Satz. Denn der religiöse Innenraum - oben der Raum innerer Freiheit genannt - wird allererst gebaut, vielleicht kann man auch sagen: ausgestattet, möbliert. Er ist nicht bereits da, er muss entstehen, damit die biblischen Verheißungen einen Widerhall finden können. Sonst würden sie echolos verhallen.

Hat dieser Innenaufbau eine Chance gegen die Bilderflut der Medien? Urteilen Sie selbst. Das Team um Renate Stäblein arbeitet mit Symbolhandlungen. So wird beim Thema Taufe Luthers Erklärung „Es bedeutet, dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe“ folgendermaßen in eine Handlung umgesetzt: Jedes Kind schreibt auf eine Overheadfolie, was ihm heute an seiner Art zu leben missfällt, was es verschludert hat. Die Folien werden zur Taufschale gebracht, die Kinder lassen sie ins Wasser gleiten. Nach kurzer Zeit verschwindet die Schrift im Wasser, (der Stift muss non-permanent sein!), die Folie wird klar und rein.

Ein zweites Beispiel:
„Die Jona-Geschichte bewegte uns dazu, die Situation Jonas im Bauch des Fisches mit allen Kindern nachzufühlen. Wir verdunkelten einen Raum, stellten Tische und Stühle so, dass mit einiger Phantasie das Gerippe des Fisches zu spüren war, und setzten uns ganz dicht zusammen hinein. In die Dunkelheit und das angstvolle Schweigen hinein erzählte eine Mitarbeiterin leise und langsam die Geschichte bis dahin, wo es heißt: Jona betete und lobte Gott im Bauch des Fisches:

Wir fingen an zu singen. Dabei zündeten wir eine Kerze an, so dass es ein wenig heller wurde. Danach öffneten wir die Tür, Tageslicht fiel herein. Die Kinder sprangen auf und stürmten durch die Tür, die wie das offene Maul des Fisches wirkte, ins Freie. Im großen Saal empfing sie fröhliche Musik (Kassette), die Kinder begannen zu tanzen, zu singen und zu toben. Sie ließen ihrer Freude über die Befreiung aus der Dunkelheit und aus der Angst freien Lauf. Sie hatten etwas davon erfahren, wie Gott aus der Tiefe und der dunklen Enge rettet.“ (S. 35)

Hier werden also Bilder gegen Bilder gesetzt, Erfahrung gegen Erfahrung. Mann kann auch sagen: es ist ein Kampf darum, welche Bilder und welche Geschichten tiefer sitzen und fester haften, die durch Video und Fernsehen hineingeschleusten oder die in der Symbolhandlung in die Seele geströmten.

Das Alter für solche Konfirmandenarbeit ist nicht unerheblich: Es sind die neun- bis zehnjährigen, in denen solchermaßen eine religiöse Innenwelt aufgebaut wird. Es handelt sich um den vorgezogenen Konfirmandenunterricht. Darüber gleich mehr.

 

4. Innerlich Erlebtes äußerlich gestalten - die Bedeutung der Rituale

Unterricht erteilen kann ich in meiner jetzigen Aufgabe nicht mehr, jedenfalls komme ich nicht dazu, aber ihn zu besuchen ist mir vergönnt. Bei Visitationen gibt es immer wieder Überraschungen. Ein Beispiel: Die Stunde beginnt, die letzten Jungen und Mädchen strömen noch herein, werfen sich auf ihren Stuhl, zerren sich den Anorak vom Leib, sie kommen gerade aus der Schule oder aus einem Geschäft, wer weiß woher. Alles atmet Hektik. Der Pastor zündet die bereitstehende Kerze an, keiner findet das komisch, er bittet im neuen Gesangbuch den Psalm der Woche aufzuschlagen, alle können das und tun es auch, gemeinsam wird der Psalm gebetet, genauer im Wechsel, die linke Reihe, die rechte Reihe. Ein Lied wird sodann gesungen. Nun ist die Stunde eröffnet. Sie hat nicht begonnen mit der Liturgie, die Anwesenheit festzustellen. Dies geschieht später, nebenbei. Ein solcher Anfang glückt nicht überall, hier hat er seinen festen Sitz.

Gebet und andere liturgische Elemente waren aus der Mode gekommen, nun kehrt das Ritual zurück.

Ein zweites Beispiel:
Im Dezember 1992 traf ich vor dem kleinen Gemeinderaum der Kreuzkirche in Wolfsburg festlich gekleidete junge Menschen. Ich vermutete in ihnen eine Hochzeitsgesellschaft. Doch in Schale geworfen hatten sich Jugendliche aus der Teestube. Die sich sonst in ihren fleckigen Jeans nur mühsam aus den staubigen Sesseln der Kellerräume hocharbeiten konnten, standen nun mit Fliege geschmückt oder mit einem langen Kleid im Gemeinderaum bei der Weihnachtsfeier. Es war ihre Feier, mit kaltem Buffet gewiss, aber davor geschaltet waren Lieder, Geschichten, und das Denken an Menschen, denen es dreckig geht. Jeder entzündetet eine Teekerze, setzte sie auf einen altarähnlichen Tisch, sagte, für wen sie bestimmt war und welche Gedanken ihn dabei erfüllten.

Ich konnte es gar nicht glauben, denn auch Danny war dabei, jener Junge, der im Konfer immer störte und der mir einmal, als ich ihn ermahne, antwortete: Ach, Herr Buß, labern Sie ruhig weiter, wir hören ihnen ja zu. Der Dauerunterbrecher nun die Konzentration selbst. Es war eben seine Feier, und er wollte immer wieder hören, dass sie gelungen sei und feierlich.

Ein Ritual geht eben mehr unter die Haut als der Unterricht. Innerlich Empfundenes, Gedachtes, Geglaubtes kann nach außen treten und Form gewinnen, sich sogar in Schale werfen, und der äußerlich gestaltete Raum wirkt wiederum zurück ins Innere, schafft sich dort womöglich ein bisschen Platz und macht den inneren Freiheitsraum ein wenig größer.

Woran man sehen kann: Religion ist weniger zum Besprechen da als vielmehr zum Begehen. Dann tritt sie heraus aus der Vergangenheit und wird Gegenwart. Dann kommt sie heraus aus des Gedankens Blässe und nimmt die Farbigkeit der Gestaltung an. Dann ist sie nicht nur eine Kopfgeburt, sondern eine Inspiration aller Sinne. Dann erlebe ich mich als religiösen Menschen und bin zugleich eingebunden in die Gemeinschaft der Feiernden.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Religion braucht immer auch Religionskritik. Sonst wird sie Priesterbetrug und Opium des Volkes. Daraus freilich zu folgern: Glaube müsste ständig besprochen werden, ist ein lähmender Irrtum. Der erste Ort der Religion ist, Gott zu fürchten und zu lieben, das Tremendum und das Fascinosum. Wenn wir Protestanten dies vergessen, graben wir uns das Wasser der lebendigen Quelle ab.

 

5. Im Glauben wachsen können

Die Frage, die nach Agende III, altes Formular, bei der Konfirmation an die Mädchen und Jungen zu richten ist, lautet - vielleicht kennen sie diese ja noch -: „Liebe Konfirmanden. Wollt ihr durch die Gnade Gottes in diesem Glauben bleiben und wachsen, so bezeugt das vor Gott und dieser Gemeinde und sprecht: Ja, durch Gottes Gnade.“

Viele Pastorinnen und Pastoren wagen diese Frage nach dem erlebten Konfirmandenunterricht nicht mehr zu stellen. Sie wollen die jungen Zeitgenossen nicht zum Lügen verleiten. 1974 ist vom RPI ein Heft herausgebracht worden mit Entwürfen zur Konfirmation. Darin ist die Frage entweder stillschweigend fallengelassen worden, oder man hat folgende Formulierung gewählt, so z. B. in Grone: „Wollt ihr mit uns versuchen, dem Ruf Jesu Christi zu folgen und so seinen Weg zu gehen ...“. Das klingt zweifellos ehrlicher, der Glauben ist nicht mehr erwähnt, es ist daraus ein Versuch geworden, und das „mit uns“ deutet an: auch wir sind versuchliche und ausprobierende Menschen. Ich vermute, in Ihren Gemeinden sieht die Formulierung so oder ähnlich aus. Der 1995 vorgelegte Entwurf zu Agende III, Teil Konfirmation, enthält die Frage mit folgendem Wortlaut: „Wollt ihr durch die Gnade Gottes in diesem Glauben bleiben und wachsen, so antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe.“ Wie man sieht: die neue Agende ist fast wörtlich zur alten Formulierung zurückgekehrt. Man kann dies für Restauration halten. Darin kann sich auch die Erkenntnis niedergeschlagen haben: Um die Frage nach dem Glauben und seinem Wachstum kommen wir nicht herum, alles andere ist Drückebergerei.

Es gibt sei 22 Jahren, seit 1974 also, einen anderen Versuch, sich dem Thema zu stellen. Ich meine den vorgezogenen Konfirmandenunterricht, vielfach und besser bekannt unter dem Namen „Hoyaer Modell“. An der Wiege dieses Versuches stand die Einsicht: wir kommen mit unserem Konfirmandenunterricht zu spät. Was in den Familien an religiöser Erziehung geschieht, tendiert gegen Null. Was in den Schulen sich ereignet, wissen wir nicht, oder es wirkt sich nicht aus. Deshalb müssen wir selbst Grund legen. Die Hoyaer, allen voran der entschlossene Pastor Hastedt, mittlerweile längst Superintendent in Bremervörde, wollte vor allem erreichen, dass biblische Geschichten den Kindern bekannt werden. Inzwischen hat sich in der Diskussion das Motiv verschoben; es geht um Erstbegegnung, mit Glauben, mit Kirche, mit gläubigen Menschen. Dies ist eine Ersatzhandlung: weil die frühkindliche religiöse Erziehung in der Familie nicht erfolgt, muss die Institution Kirche in diese Aufgabe eintreten. Das vierte Schuljahr wurde gewählt, weil hier bereits der beginnende Hauptkonfirmandenunterricht abzusehen ist und weil die Kinder sich in einem Alter befinden, in dem sie offen sind für religiöse Erfahrungen. Diese werden mit Gefühl und Intellekt aufgegriffen und fallen tief in die Seele.

Michael Meyer-Blanck, früher Dozent beim RPI, jetzt Professor in Bonn, spricht von der Notwendigkeit zweier „Treffpunkte KU“ (in: Michael Dähler u.a., Treffpunkt KU, Hannover 1992, S. 21). Beim ersten Zusammentreffen wird Grund gelegt, im Alter von 9 - 10 Jahren. Beim zweiten Treffpunkt geht es um die Auseinandersetzung mit dem früher gewonnenen Glauben, im Alter von 13 - 14 Jahren. Meyer-Blanck plädiert sogar dafür, den Hauptkonfirmandenunterricht um ein Jahr zu verschieben, ins 9. Schuljahr. Wichtig ist ihm und anderen, dass der Glaube mit den verschiedenen Lebensaltern wachsen kann, dass also beides geschieht, die Grundlegung, will sagen die tiefe Verankerung von Geschichten und Bildern des Glaubens in der Seele, und die intellektuelle Auseinandersetzung damit. Findet die erste Begegnung nicht statt, steht der angestrebte Glauben auf tönernen Füßen. Kommt es nicht zum zweiten Treffpunkt, wird der Glaube als Kinderkram abgelegt. Dass der Glaube als das Leben begleitender nicht gleich bleiben kann, sondern sich verändern muss und sich dies nicht als allmähliches Verdunsten ereignen soll, sondern als stetiges Wachstum, ist die wieder erkannte Voraussetzung der Bemühungen. Will sagen: auch wer den vorgezogenen Konfirmandenunterricht nicht praktiziert, sollte sich den dahinter stehenden Fragen stellen.

Der vorgezogene Konfirmandenunterricht hat zwei weitere Kennzeichen. Zum einen setzt er biographisch an. Er verbindet Lebenssituationen mit Glaubensgeschichten. Ein Pastor, Rütger Scheffler aus Fuhrberg, empfiehlt, die „Vätergeschichten“ (von Abraham bis zur Landnahme) zu behandeln, weil sie besonders dem Alter der Kinder gemäß sind und in ihnen Entstehung und Wachsen des Glaubens Thema ist. Die Äußerung eines zehnjährigen Mädchens bestätigt dies: „Das Schönste war, dass es dabei um mich ging. Über was wir geredet haben, das waren Geschichten von mir und Gott.“ (Renate Stäblein. a.a.O. 47).

Das andere Kennzeichen: Es wirken Eltern mit, in aller Regel die Mütter. Sie werden bei ihrer originären Aufgabe gepackt, als die wichtigsten Erzieherinnen der Kinder, und sie praktizieren nun mit kirchlicher Hilfe, was sie sich nicht mehr zugetraut haben. Das Erstaunliche ist: Viele finden sich bereit und haben selbst am meisten davon. Auf diese Weise werden Jahr für Jahr neue Mütter und mitunter auch ein einsamer Vater gewonnen. Sie selbst wachsen im Glauben, und die Mitarbeiterschaft der Gemeinde wird bunt aufgemischt. In den Müttern lernen die Kinder zugleich Vertreterinnen der Kirche kennen.

Zwischen der ersten und der zweiten Begegnung mit der Kirche ist es sinnvoll, weitere freiwillige oder auch obligatorische Treffpunkte zu verabreden, in Gestalt von Projekten oder Kinder- und Jugendgruppen. Deutlich ist: wer mit dem vorgezogenen KU beginnt, hat einen, wenn nicht den Schwerpunkt der Gemeindearbeit gesetzt.

Eine Anmerkung: Es empfiehlt sich bei diesem Unternehmen allemal, Verbindung mit der Grundschule, speziell den Religionsunterricht erteilenden Leh-rerinnen aufzunehmen, zwecks Absprache, wohlmöglich auch zum Behufe gedeihlicher Zusammenarbeit. Es gibt inzwischen viele Lehrer und manche Schulen, die den Kontakt zur Kirche suchen. Alle wissen: die Zeit der Nur-Unterrichts-Schule ist vorbei. Sie ist längst zu einem Erfahrungs- und Lebensraum geworden. Dies kann sich auch störend bemerkbar machen: die Schule okkupiert immer mehr Zeit für sich und lässt kaum noch Termine frei für den KU. Auch hier: Absprache, rechtzeitige, ist vonnöten.

 

6. Abrufbares Christentum - Auswendiggelerntes

Wenn man Auskunft geben soll, was christlicher Glaube ist (oder wenn man sich selbst Rechenschaft geben will, was einem wichtig ist an der eigenen Überzeugung), hilft es ungemein, geprägte Worte parat zu haben. Es sind Sprüche, gewiss, und Sprücheklopferei ist in Verruf geraten. Aber das Sprichwörtliche hat auch Plausibilität, hat seinen Sitz im Leben, geht mit und ist parat, ob man wach ist oder unausgeschlafen, mit einem Wort: ist abrufbereit. Christentum in geprägter Sprache. Nicht mühsam gestottert, sondern auf Wunsch oder bei Gelegenheit locker weitergegeben. Einen solchen Vorrat abrufbaren Christentums braucht jeder Mensch, auch jeder Konfirmand. Darum nicht bange machen lassen: Das Leben spricht eine andere Sprache als der Unterricht. Gut, wenn beides zusammenfällt.

 

7. Vor Beginn dasein - seelsorgerlicher Unterricht

Gewiss: einige Konfis kommen regelmäßig zu spät, der Not gehorchend, der tagesfüllenden Schule, doch auch dem eigenen Triebe, sie finden immer etwas Besseres als Konfer. Viele Jungen und Mädchen trudeln jedoch frühzeitig ein, unterhalten sich und lassen sich auch gern ansprechen. Die Zeit vor dem Unterricht ist eine gute Gelegenheit, Stimmungen zu erfahren, aktuelle Nachrichten mitzubekommen: die versiebte Klassenarbeit, die verschlossene Haustür, sich anbahnende Liebe oder Freundschaft. Wer da ist, kann auch angemacht werden, Scheuerpfahl sein oder Blitzableiter. Eine Person also, die sich anmachen lässt und mit der sich manches machen lässt. Konfis können gut Seelsorge gebrauchen, vor der Stunde, danach und auch während des Ablaufs.

 

8. Begabungen abrufen - bei den Konfirmanden und bei anderen Pastoren

Lothar Teckemeyer; Leiter der Arbeitsstelle für Religionspädagogik in Ostfriesland, hat mir geraten, diese Ar-beitseinheit mit folgender Aufgabe zu beginnen: alle Pastorinnen und Pastoren werden gebeten, auf einem Blatt mit drei Spalten in die erste Rubrik die Namen ihrer Konfirmandinnen und Konfirmanden einzutragen, in die zweite deren Begabungen und in der dritten festzuhalten, in welcher Weise sie diese Talente im Unterricht oder auf Freizeiten abrufen wollen. Ich bin dem Vorschlag nicht gefolgt, wie Sie sehen, wir hätten viel mehr Zeit gebraucht. Doch die Frage sei gestellt: Wissen Sie, welche Begabungen Ihre Konfis haben? Ich habe mich bei meinem Unterricht zu wenig danach erkundigt, habe im wesentlichen alle gleich behandelt. Auf Freizeiten lernte ich dann überraschende Seiten kennen. Das Blatt mit den drei Spalten ist ein Impuls für die Unterrichtenden, die Begabungen der jungen Leute in viel stärkerem Maße zu berücksichtigen. Klaus Hahn, regelmäßiger Autor im KU-Praxis, berichtet in einem Aufsatz auf dem Jahre 1993, übrigens mit dem Thema „Offene Konfirmandenarbeit“ (KU-Praxis 31, S. 70-86), dass er „stets wenigstens drei Methoden/Arbeitsformen gleichzeitig“ an-bietet:

  • „eine Arbeitsform für Jugendliche, die verbal arbeiten wollen, - eine Arbeitsform für Jugendliche, die sich nur durch kreative Gestaltung einbringen und ausdrücken können,
  • eine Arbeitsform für Jugendliche, die allein arbeiten wollen, weil sie sich mit Partnerarbeit oder Kleingruppen schwer tun“. (S. 78)

Ein solches Verfahren bringt zusätzliche Vorbereitung mit sich; woher die Zeit nehmen bei der üblichen Belastung? Sie hat allerdings auch einen wesentlichen Vorteil: Disziplinschwierigkeiten, vor allem der störende Lärmpegel, können fühlbar abnehmen. Offene Formen sind auf dem Vormarsch in Grundschule und Kindergärten. Sie kommen dem Trend zur Individualisierung entgegen, fördern stärker die jeweiligen Begabungen und lassen die Gruppe doch in einem Raum gemeinsam lernen. Es spricht viel dafür, mehr von den Gaben und Fähigkeiten der einzelnen auszugehen.

Was bezogen auf die Konfirmanden gilt, kann nun auch auf Kollegen und Amtsschwestern angewendet werden. Nicht jeder unterrichtet gut, nicht jede hat gern mit den Konfis zu tun. Warum also werfen wir, werfen Sie nicht Ihre Begabungen in einen Topf oder mehrere Töpfe? Es sind unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit denkbar, z. B.

  • dass zwei/drei Gemeinden die Konfirmandenarbeit gemeinsam planen und nachbereiten;
  • dass Teile getrennt und andere Teile im Verbund durchgeführt werden, z. B. die Freizeiten oder Praktika;
  • dass ein Unterrichtsbegabter fast den gesamten Unterricht mehrerer Gemeinden übernimmt und die Vorstellung sowie die Konfirmation mit jeweiliger Vorbereitung in den Händen der Ortspastoren verbleiben, natürlich in Konzelebration mit dem Unterrichtenden.

Es ist hilfreich, die Karten auf den Tisch zu legen und zu sagen, was man/frau kann und was nicht. Womöglich macht sich eine Gruppe darüber her.

 

9. Glaubens- und Alltagserfahrungen zusammenbringen: da wird ein Schuh draus

Eine Klassenlehrerin der 10. Realschulklasse hatte die Idee: „Ihr habt bestimmt Lieblingsschuhe. Bringt sie bitte zur nächsten Reli-Stunde mit.“ Verwunderung, Murren. Was hat das mit Reli zu tun? In der nächsten Stunde standen sie da, in Plastiktüten mitgebracht: Turnschuhe, nicht zu knapp, Fußballschuhe, Springerstiefel, Sandalen usw. Einige waren neu, andere auslatscht. Ein Paar Turnschuhe zog gleich die Aufmerksamkeit auf sich, „Mensch, was sind das für alte Treter!“ Die Schnürsenkel an mehreren Stellen gerissen und zusammengeknotet, das Oberleder kaum noch zu erkennen. „Das sind meine Lieblingsschuhe“, sagte der Besitzer. „Die waren in den letzten Jahren Tag und Nacht bei mir. Die haben alles mitbekommen, was ich erlebt habe ... wenn ich die mal erzählen lasse.“ Schuhe können Geschichten erzählen, von langen Wegen, von Tritten und Anstößen, von weichen Babyfüßen und harten Fußballerbeinen. Selbst die Werbung klinkt sich ein und lässt einen Nike-Sportschuhträger so hochspringen, dass er in unerreichbare Höhen aufsteigt. Der Weg in die Geschichte ist auch nicht weit, in die biblische zum Beispiel. Da steht man unversehens vor dem brennenden Dornbusch, vor dem man die Schuhe ausziehen muss oder neben dem verlorenen Sohn, der von seinem Vater, als er von den Schweinen zurückkehrt, ein Paar nagelneue bekommt. Chrustschow hatte sogar einen Schuh ausgezogen, in der UNO, und damit aufs Pult getrommelt. Wohin dich die Füße nicht tragen und was die Schuhe nicht ausrichten können. Ob ausgelatschte Stiefel oder neue Lackschuhe.

Wer das Thema „Schuh“ anpackt, ist bald bei der eigenen Biographie, kommt von dort unversehens in die Geschichte und durchschreitet manche biblische Erzählung. Will sagen: ein Allerwelts-Gebrauchsgegenstand wird bald zum Symbol des Glaubens. Er befördert mehr als manches kluge Wort. Das ist auch kein Wunder: ohne Schuhe keine Biographie; und wenn ich wirklich vor Gott trete, dann erst wird ein Schuh daraus - aus meinem Leben.

Dies Beispiel ist nachzulesen in „Werkstatt KU/RU“ vom September 1996, herausgebracht von der Arbeitsstelle für ev. Religionspädagogik Ostfriesland. Woraus man lernen kann: Es hilft auch im KU, wenn man gut zu Fuß ist.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/1998

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