Die Geschichte von Rut ist eine Geschichte voller Hoffnung und Zuversicht. Einfache, arme Menschen meistern ihr Schicksal im Vertrauen auf Gott, der ihr Handeln bestimmt. Freundschaft und Solidarität spielen eine große Rolle. Mutig und vertrauensvoll gehen Rut und Co. Neuem, Unvorhergesehenem entgegen.
Das Buch Rut ist eine biblische Erzählung, in der sowohl zwischenmenschliche Beziehungen als auch Gotteserfahrungen in besonderer Weise dargestellt werden. Es handelt sich um eine weisheitlich geprägte Novelle, in der Gottes Leiten und Lenken nicht explizit erwähnt werden, vergleichbar z. B. mit der Josefgeschichte. Dennoch wird in der Geschichte immer wieder Gottes Walten deutlich (z. B. in 2,12: Rut sucht Zuflucht unter den Flügeln Gottes oder in 4,11: Rut wird zur Ahnfrau Israels), so dass Gottes Handeln sich nicht in großartigen Ereignissen zeigt, sondern in scheinbar alltäglichen Situationen.
In der hebräischen Tradition gehört das Buch Rut zu den fünf Festrollen (Megillot) und wird zum jüdischen Wochenfest (Schawout) gelesen. Das Wochenfest ist ursprünglich ein Erntefest. Die Ernte spielt auch im Buch Rut eine Rolle. Einer der Hauptschauplätze ist ein Weizenfeld. Rut nimmt im Laufe ihrer Geschichte Gott und sein Wort an, folglich wird der positive Ausgang des Buches als ein Weg der Tora interpretiert. Dieses verdeutlicht den Bezug des Buches zum jüdischen Wochenfest.
Der novellistische Charakter der Erzählung wird auch durch die bedeutungsvolle Namensgebung erkennbar:
- Elimelech: Gott ist (erweist sich als) König,
- Noomi: die Liebliche,
- Rut: die Freundin,
- Orpa: die Sich-Abwendende,
- Machlon: der Gebrechliche,
- Kiljon: der Schwächliche,
- Boas: in ihm ist Kraft.
Zum Inhalt
Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt. Im ersten Kapitel gibt es zwei Handlungsstränge, bei denen Bethlehem den Anfangs- und Endpunkt markiert. Zunächst erfolgt der Auszug Noomis und ihrer Familie aus Bethlehem (hebräisch: Haus des Brotes), weil dort eine Hungersnot herrscht. Im fernen Moab findet die Familie Asyl. Beide Söhne heiraten moabitische Frauen. Der Zufluchtsort wird in der Folge zu dem Ort, an dem alle männlichen Familienmitglieder sterben. Nachdem sich die wirtschaftliche Lage in Juda verbessert hat, kehrt Noomi nach Bethlehem zurück. Ihre moabitische Schwiegertochter Rut hilft ihr, dort wieder Fuß zu fassen. Sie liest während der Ernte Ähren auf einem Feld auf, dessen Besitzer Boas ein Verwandter von Noomis verstorbenen Mann Elimelech ist. Es kommt zur ersten Begegnung zwischen Rut und Boas (Kapitel 2).
Nach der Ernte begibt sich Rut nachts zu Boas auf die Tenne und bittet ihn, sie zu heiraten (Kapitel 3). Boas kümmert sich in der Folge um die rechtliche Versorgung der beiden Frauen (Kapitel 4). Er wird zum Löser, indem er Noomi ihren Grundbesitz zurückbeschafft und die Ehe mit Rut eingeht. Der Löser ist nach altisraelitischem Sozialrecht das Familienmitglied, das dem Betroffenen am nächsten ist. Er ist zur Hilfe in der Notlage verpflichtet. Diese Hilfe umfasst auch die Institution Leviratsehe. Ursprünglich ist hiernach ein Mann, dessen Bruder gestorben ist, verpflichtet, die Witwe seines Bruders zu heiraten (vgl. Dtn 25,5ff.).
Der nächste berechtigte Verwandte verzichtet zu Gunsten von Boas auf seine Rechte, so dass Boas das Amt des Lösers übernimmt und die Ehe mit Rut eingeht. Rut bekommt schließlich einen Sohn (Obed), der in der vorgetragenen Geschlechterrolle am Ende des Buches als Großvater König Davids betitelt wird (vgl. Rut 4,17-22).
Eine Geschichte der erfolgreichen Integration
Die Völker Moabs und Israels stehen sich feindlich gegenüber. Das wird auch in Gen 19,37 deutlich, wonach die Moabiter aus einem Inzestverhältnis Lots mit einer Tochter stammen, was sie aus Sicht der Israeliten befremdlich erscheinen lässt. Insofern stellt die Integration der Moabiterin Rut in Israel eine außergewöhnliche Begebenheit dar. Doch damit nicht genug. Rut gehört sogar zur Ahnenreihe König Davids, was ihr einen nicht unerheblichen Stellenwert zukommen lässt.
Bevor Noomi mit Rut nach Israel zurückkehrt, wird jedoch zunächst sie mit ihrer Familie in Moab aufgenommen, versorgt und so weit integriert, dass ihre Söhne moabitische Frauen heiraten. Umgekehrt geschieht dasselbe. Zunächst akzeptiert Noomi ihre moabitischen Schwiegertöchter Rut und Orpa, dann wird Rut von Boas, schließlich von den Ältesten und Frauen Bethlehems angenommen.
Der Rechtsschutz für Fremde gehört zur israelitischen Rechtsordnung (Ex 22,20; Lev 19,33f.; Dt 10,18f.) und wird an der Geschichte Ruts eindrucksvoll verdeutlicht.
Eine Geschichte der erfahrenen und gegebenen Solidarität
Die Verse 6 und 7 des ersten Kapitels markieren den Beginn des Weges zurück nach Bethlehem, den die drei Frauen zunächst gemeinsam antreten, nachdem Rut und Orpa sich entschieden haben, ihre Schwiegermutter in ihre Heimat zu begleiten. Jede von ihnen geht ohne männlichen Bezugspunkt, was die Gefahr des Identitätsverlustes in einer patriarchalisch strukturierten Gesellschaft bedeutet. Des Weiteren herrscht Feindschaft zwischen Moab und Juda, was eine Integration der Schwiegertöchter in Bethlehem unklar erscheinen lässt. Sowohl Noomi als auch die jungen Moabiterinnen Rut und Orpa gehen folglich einem ungewissen Schicksal entgegen. Rechtlich gehören die drei Frauen zusammen, Noomi weiß jedoch, dass sie nicht mehr in der Lage ist, ihre Schwiegertöchter zu versorgen, weil die Wiederverheiratung nach gesellschaftlicher Auffassung an die Leviratsehe geknüpft ist. Diese kann nicht vollzogen werden, da Noomi keine weiteren Söhne hat.
Folglich fordert Noomi ihre Schwiegertöchter auf, in die Häuser ihrer Mütter zurückzukehren. Sie verdeutlicht den beiden Frauen, dass sie nur bei einer Rückkehr in ihr Land die sichere Chance haben, versorgt zu werden. Orpa entscheidet sich nach anfänglichem Zögern dazu, Noomis Aufforderung zu folgen, und tut somit das Naheliegende. Rut hingegen entschließt sich, mit Noomi zu gehen, was in Anbetracht der aufgeführten Unsicherheiten eine überraschende Entscheidung darstellt. Durch ihre Worte in Vers 16 bindet sie sich an Noomi, an Noomis Volk und an ihren Gott:
“Rut antwortete: Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.”
Freundschaft und Solidarität wiegen für Rut mehr als die Zweifel und der Wunsch nach Sicherheit. Solidarität (hebräisch Haesaed) ist eines der wichtigen Motive des Buches Rut, das an dieser Stelle der Erzählung deutlich wird. Darüber hinaus zeigt sich in Ruts Verhalten der Mut, einer neuen Herausforderung entgegenzugehen. Die Solidarität Ruts wird von Boas in ihrem ersten Gespräch aufgegriffen (2,11f.).
Didaktische Überlegungen
Die Geschichte der Rut ist geprägt von Zweifeln, Trauer, verlorenem Glück und Neuanfängen, aber auch im Besonderen von der Nähe Gottes. Sie stellt Freundschaft und Solidarität in den Mittelpunkt: Rut gibt für ihre Freundin Noomi das Leben in ihrer Heimat auf, welches ihr nach dem Tod ihres Mannes Sicherheit geboten hätte. Sie fühlt eine so starke Verbundenheit zu ihrer Schwiegermutter und deren Glauben, dass sie sich trotz Zweifeln für ein Leben voller Unwägbarkeiten entscheidet. Ihre unsichere Situation wirft exemplarisch Fragen auf, die für Menschen in unserer Zeit und auch für Kinder bekannt und aktuell sind: Was wird das Neue bringen? Werden mich die Menschen dort mögen? Werde ich mich zurechtfinden? Werde ich mich wohlfühlen? Wie gestaltet sich ein Leben mit Gott?
So kann gerade durch die Übernahme der Perspektive der Rut beides nachvollzogen werden: sowohl das Fragen und Zweifeln als auch das mutige Entscheiden und solidarische Handeln. An der Entwicklung der Figur Rut ist modellhaft zu lernen, dass mutiges Handeln Vertrauen schaffen und zur Verbesserung der Verhältnisse führen kann. Ebenso ist exemplarisch zu lernen, dass sich Vertrauen auf den einen Gott, der sich manchmal auch im Verborgenen zeigt, lohnt.
Es bietet sich an, intensiv mit den Kindern an dem Abschnitt der Entscheidung auf dem Weg, den Noomi, Rut und Orpa zunächst gemeinsam beschreiten, zu arbeiten. Auf diese Weise entsteht nicht der Eindruck einer “harmlos-rührseligen Idylle” (Szagun, 2001, S. 112). Zwar entscheidet sich Rut für ein Leben in Noomis Land, jedoch macht besonders die Reaktion der anderen Schwiegertochter Orpa deutlich, dass Ruts Weg nicht selbstverständlich ist. Zweifel und Ängste werden bewusst hervorgehoben, um Orpas Verhalten nicht moralisch abzuwerten, denn dieses ist verständlich und entspricht üblichen Verhaltensmustern. Neben Zweifeln sind die Argumente aufzugreifen, die ausschlaggebend für Ruts Entscheidung zugunsten Noomis sind. Hierbei spielen Neugierde (auf Land, Menschen, Kultur), Freundschaft, Solidarität und Gottvertrauen eine besondere Rolle. Ausschlaggebend sind offenbar die Freundschaft und Verbundenheit zwischen Rut und Noomi.
Anregungen für eine Unterrichtseinheit
Die Geschichte bietet an, immer wieder die Frage nach der Nähe Gottes einfließen zu lassen. In dieser Einheit wird deshalb das Interesse Ruts durch fiktive Gespräche in Form von Fragen an Noomi eingespielt: “Kannst du mir ein Lied in eurer Sprache beibringen? Kannst du mir von deinem Gott erzählen, Noomi? Kannst du mir zeigen, wie man betet?” Darüber hinaus ist Gott zunächst für Noomi, später auch für Rut Ansprechpartner in Leid und Freude. Ein gemeinsam erarbeitetes Klagegebet Noomis nach dem Tod der Söhne kann die Nähe Gottes verdeutlichen. Nicht nur die Liebe und Freundschaft Ruts Noomi gegenüber wird stärker, sondern auch das Vertrauen Ruts in einen Gott, der auch sie auf ihrem Weg ins unbekannte Land begleiten wird.
Materialien
Die Unterrichtseinheit wird begleitet durch ein Bodenbild (M 1), in dem auf aufwändige Materialien verzichtet wurde. Das Bodenbild soll während der Erzählungen entsprechend der Handlung verändert werden und durch eingesetzte Figuren ermöglichen, dass Kinder sich in Gedanken, Empfindungen, Ängste und Zweifel der Personen einfühlen.
Die Länder Moab und Juda werden auf dem Bodenbild durch verschiedenfarbige Tücher (orange, grün) voneinander unterschieden. Zur Zeit der Hungersnot wird ein braunes Tuch über Juda gelegt. Entsprechend sind die Kleiderfarben der Holzfiguren gehalten. Auf diese Weise werden die nationalen Zugehörigkeiten für Kinder einer zweiten Klasse veranschaulicht.
Die folgenden Materialien werden im Einzelnen benötigt:
- drei große Tücher: orange, grün, braun (die orangefarbenen und grünen Tücher bedecken jeweils zur Hälfte das Bodenbild),
- zwei Seile als Weg zwischen Bethlehem und Moab,
- zwei kleine Holzhäuser (alternativ: aus Pappe): Sie stellen jeweils das Zuhause in Bethlehem und Moab dar,
- roter Punkt aus Pappe: Kennzeichnung Ort Bethlehem,
- Pappschilder: Bethlehem, Juda, Moab,
- sieben Holzkegelfiguren,
- Stoff für Kleider: Fünf Puppen bekommen ein grünes Gewand: Noomi, Elimelech, Machlon, Kiljon, Boas; zwei Puppen bekommen ein orangefarbenes Gewand: Rut, Orpa (sie können z. B. durch verschiedenfarbige Wollfäden als Gürtel unterschieden werden).
Die Unterrichtsbausteine
In jeder Stunde folgt nach einer kurzen Wiederholung ein Teil der Erzählung, die an wichtigen Stellen unterbrochen werden kann, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen.
Als begleitendes Lied dieser Unterrichtseinheit wird das Lied “Zeigt einer dem andern” gesungen.
“Zeigt einer dem andern, dass er ihn mag, beginnt bestimmt für jeden so ein guter Tag. Soooo ein, soooo ein, so ein guter Tag.” (Rolf Krenzer, aus: Ein kleiner Spatz von irgendwo, 1992)
Die 1. Stunde:
Noomi und ihre Familie kommen nach Moab
Das Bodenbild und die Personen Noomi, Elimelech, Machlon und Kiljon werden aufgebaut und vorgestellt. Die Kinder erfahren, dass Noomis Familie Bethlehem verlassen musste und in Moab eine neue Heimat gefunden hat.
Erzählimpulse:
- Noomis Familie leidet Hunger.
- Sie entscheiden sich fortzugehen.
- Sie sind traurig.
- Sie müssen sich von allen Bekannten und Freunden verabschieden.
- Ankunft im fernen Moab: Zweifel, Ängste, Hoffnung auf ein besseres Leben.
- Sie werden freundlich aufgenommen, sind darüber überrascht, aber glücklich.
Aufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler schreiben ein Gespräch zwischen Noomi und ihrem Ehemann Elimelech nach der Ankunft in Moab oder setzen die Situation in einem szenischen Spiel um.
Die 2. und 3. Stunde:
Noomis Verlust, ihre Zweifel und Sehnsucht nach der Heimat
Im Fokus der zweiten und dritten Stunde steht die Figur der Noomi.
Erzählimpulse:
- Nach kurzer Zeit in Moab stirbt Elimelech.
- Noomi ist sehr traurig und hat Angst vor der Zukunft.
- Noomis Söhne müssen die Arbeit auf dem Feld übernehmen.
- Sie verlieben sich in zwei junge Frauen aus Moab.
- Noomi wünscht ihren Söhnen Glück, weil sie sie lieb hat. Sie ist aber auch besorgt: Männern aus Juda ist es verboten, Frauen mit einem anderen Glauben zu heiraten. Was denkt Noomi und wie soll sich Noomi jetzt verhalten?
- Noomis Liebe zu ihren Söhnen und zu diesen beiden jungen Frauen ist größer als ihre Bedenken.
- Sie vertraut auf Gottes Segen.
- Rut und Orpa sind interessiert an Noomis Glauben, möchten Lieder und Gebete lernen.
- Einige Zeit später sterben jedoch beide Söhne von Noomi nacheinander.
- Noomi ist ganz alleine, ohne ihre Familie. Rut und Orpa trösten sie und kümmern sich um Noomi.
Aufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler schreiben ein Gebet aus der Sicht der Noomi in eine Sprechblase. Die Sprechblasen der Kinder werden später um das Bodenbild herum gesammelt und von ihnen vorgetragen. Zur Unterstützung können zwei verschiedenfarbige Pappstreifen mit folgenden Aufschriften vorher erarbeitet werden:
- Was klagt Noomi?
- Was hofft Noomi?
Die Antworten der Kinder können ebenfalls auf Pappstreifen in entsprechenden Farben notiert und als Anregungen an die Tafel gehängt werden.
Zum Ende der Stunde erfolgt die Überleitung zur nächsten Stunde:
- Noomi denkt oft an ihre Heimat Bethlehem zurück.
- Sie erfährt, dass dort keine Hungersnot mehr herrscht.
- Sie entscheidet sich, in ihre Heimat zurückzukehren.
- Rut und Orpa sind geschockt, möchten bei Noomi bleiben.
- Sie entscheiden sich, gemeinsam mit Noomi nach Bethlehem zu gehen.
Die 4. Stunde:
Rut entscheidet sich, mit Noomi zu gehen
Es geht um eine Entscheidung, die das weitere Leben der Rut bestimmen wird. Dabei steht die Frage im Vordergrund, welche Gedanken, Argumente, Ängste und Bedürfnisse Rut in diesem Zusammenhang abwägt.
Der Einstieg in die Stunde erfolgt über einen stummen Impuls. Die Position der drei Frauen hat sich verändert, sie haben sich schon ein Stück auf Juda zu bewegt.
Es folgt der erste Teil der Erzählung (M 2). Die verschiedenen Gefühle (Angst, Heimweh, freundschaftliche Verbundenheit, Hoffnung) klingen hierbei an.
Gemeinsam wird überlegt: Was könnten Rut und Orpa sich zuflüstern auf dem Weg in das neue Land? Die methodische Umsetzung erfolgt durch das Doppeln der Figuren Rut und Orpa, indem die Figuren herumgegeben werden.
Der zweite Teil der Erzählung schließt sich an:
- Noomi fordert Rut und Orpa auf, nach Moab zurückzukehren.
- Orpa folgt Noomis Rat.
- Nur Rut ist übrig. Was soll sie tun? Orpa nach Hause folgen oder bei ihrer Freundin Noomi bleiben?
In der Arbeitsphase sollen die Schüler sich Ruts Gedanken vergegenwärtigen und eine Gedankenblase ausfüllen.
Als Differenzierung werden Umschläge mit Satzanfängen möglicher Gedanken Ruts angeboten, die die Schüler weiterschreiben können (M 3).
Als didaktische Reserve wird ein Bild eingesetzt, auf dem die drei Frauen ohne Gesichter abgebildet sind. Vertiefend können die Schülerinnen und Schüler die Stimmungen und Gefühle der Frauen durch das Malen ihrer Gesichter ausdrücken. Rut wird hierbei, dem Arbeitsauftrag entsprechend, durch ihre Größe hervorgehoben (M 4).
In der abschließenden Präsentationsphase stellen die Gruppen ihre Gedankenblasen vor und legen sie um Rut herum auf das Bodenbild. Um die Situation aufzulösen, wird von Ruts Entscheidung erzählt und durch ein grünes Tuch veranschaulicht, das die Schüler ihr um die Schulter legen.
Die Figuren werden dementsprechend in die richtige Position gerückt. Die Worte, die Ruts Entscheidung ausdrücken und das Ausmaß untermauern [Rut 1,16], werden dabei vorgetragen. Sie werden durch das abschließende gemeinsame Singen der ersten Strophe des Lieds “Auf dem Weg nach Bethlehem sprach Rut” vertieft (Günter Puzberg: Das Buch Rut, Hornburg 2006, S. 42).
Die 5. Stunde:
Rut und Noomi kommen in Bethlehem an
In dieser Stunde geht es um die ersehnte Ankunft in Bethlehem, die jedoch mit Ängsten und Unsicherheit auf allen Seiten einhergeht. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass das Neue mit zwiespältigen Gefühlen und Ängsten beginnen, sich jedoch positiv entwickeln kann.
Zusätzliche Materialien:
ein paar Körner (Noomi und Rut kommen zunächst an einem Weizenfeld vorbei), Blitz und Sonne (aus Pappe)
Erzählimpulse:
- Noomi und Rut sind geschafft von der Reise.
- Draußen auf den Feldern vor Bethlehem arbeiten Frauen, sehen die “Fremden” schon von Weitem.
- Unterhaltung der Frauen: Wer ist das? Ist das Noomi? Warum kommt sie denn wieder zurück? Was hat sie für eine Frau dabei? Die sieht aber anders aus! Die wird unseren Herren hier den Kopf verdrehen! Aber eigentlich: Lasst sie doch erstmal herkommen. Sie sind bestimmt kaputt.
Hinführung:
Die Symbole Sonne und Blitz werden auf das Bodenbild gelegt.
Positiv und negativ wirkende Sätze aus der Erzählung werden auf Pappstreifen geschrieben, mit den Kindern gemeinsam gelesen und den Symbolen zugeordnet.
Aufgabe:
Die Kinder spielen in Vierergruppen die Begegnung auf dem Feld nach. Die Rollenspiele können entweder von den Kindern selbst überlegt oder entsprechend der positiv und negativ wirkenden Äußerungen eingeteilt werden und diese als Vorlage benutzen.
Die 6. Stunde:
Rut begegnet Boas
In dieser Stunde steht die gegebene und gewürdigte Solidarität der Rut im Mittelpunkt. Sie kümmert sich um Noomi, arbeitet für den gemeinsamen Lebensunterhalt und erhält dafür Anerkennung von Boas, einem reichen Fremden. Hier klingt durch Boas an, dass Ruts Verhalten Gottes Geboten entspricht.
Erzählimpulse:
- Rut und Noomi sind bei Verwandten untergekommen.
- Ihr Land mussten sie damals bei der Hungersnot verkaufen.
- Sie haben jetzt wenig zu essen.
- Rut möchte auf einem Gerstenfeld draußen vor der Stadt heruntergefallene Ähren aufsammeln.
- Sie begegnet dem Landbesitzer Boas.
- Boas spricht Rut an und bekräftigt sie in ihrem Tun.
- Er lobt sie, weil sie sich um Noomi kümmert, verweist auf Gottes Gebot der Nächstenliebe.
- Rut geht nun jeden Tag auf das Feld von Boas und sammelt Ähren.
Aufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler schreiben einen Brief aus der Sicht der Rut an einen Verwandten in Moab (evtl. Orpa) oder einen kurzen Tagebucheintrag.
Die 7. Stunde
Rut und Boas verlieben sich und heiraten
Zusätzlich benötigtes Material:
ein großes Stück Holz (als Tenne), Herz aus Pappe oder Filz, Sonnen aus Pappe
Erzählimpulse:
- Rut erzählt Noomi von der Freundlichkeit Boas.
- Noomi und Rut sprechen über die Bedeutung von Boas für beider Zukunft: Er ist mit Noomi verwandt, er könnte ihr Land zurückkaufen.
- Noomi schickt Rut zu Boas auf die Tenne.
- Rut ist aufgeregt: Wie wird Boas reagieren? Sie verlieben sich.
- Boas verspricht Rut, mit demjenigen zu reden, der noch näher mit Noomi verwandt ist und eigentlich das Recht hat, Noomis Land zu kaufen.
- Boas hat Erfolg. Er kauft Noomis Land zurück und heiratet Rut.
- Das Glück von Rut und Boas wird gekrönt: Sie bekommen einen Sohn.
- Noomi und Rut sind glücklich und sehr dankbar.
Im Anschluss wird der Blitz vom Bodenbild entfernt und mit den Kindern überlegt, inwiefern sich für Noomi und Rut in Bethlehem das Leben verändert hat.
Aufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler überlegen und sammeln, wofür Noomi und Rut Gott dankbar sind.
Sie schreiben Dankgebete für Rut oder für Noomi in die Sonnen. Diese werden vorgetragen und um das Bodenbild herum aufgereiht.
Es lohnt sich, am Ende der Einheit eine gemeinsame Reflexionsrunde anzubieten, in der die Kinder benennen, was für sie in der Geschichte von Bedeutung war. Ggf. gestalten die Kinder abschließend jeweils eine Szene aus der Geschichte.
M 1 |
M 2 1. Teil der Erzählung Die drei Frauen haben sich auf den Weg gemacht. Da stehen sie nun, schon ein Stück von ihrem Wohnort in Moab entfernt. Noomi geht vorweg, ihre Schwiegertöchter Rut und Orpa folgen ihr. Noomi gehen viel Gedanken durch den Kopf. Wie der Abschied wohl für Rut und Orpa war? Noomi kann sich noch gut erinnern, wie es für sie damals war, als sie Abschied von ihrer Heimat Bethlehem nehmen musste. Alle ihre Freunde und Verwandte musste sie zurücklassen. Ob sie sie wohl wiedererkennen werden? Noomi freut sich zwar, dass Rut und Orpa mit ihr gehen, sie weiß aber auch, dass es für die beiden in Bethlehem nicht leicht wird. “Ich weiß ja nicht einmal, wie ich aufgenommen werde, nachdem mein Mann und meine Söhne gestorben sind. Wie werden die Menschen in Bethlehem dann erst auf Rut und Orpa reagieren? Und die fremde Sprache! Ich habe die Mädchen so gern, sie haben mich so sehr getröstet. Ich möchte, dass es ihnen gut geht. Wahrscheinlich ist es besser, wenn die beiden in ihrem Land bleiben! Dann können sie auch wieder einen Mann finden. Ach, ich weiß auch nicht …!” Rut und Orpa schleichen hinter Noomi her. Plötzlich kommt auch bei ihnen alles wieder hoch, was sie eben erlebt haben. Haben sie sich wirklich für immer von ihrer Familie verabschieden müssen? Werden sie ihre Heimat jemals wiedersehen? “Was wird uns wohl im fremden Bethlehem erwarten? Noomi hat uns viele schöne Geschichten über ihr Land und ihren Gott erzählt, vielleicht ist es dort ja sehr schön! Aber was ist, wenn uns das Leben dort nicht gefällt? Wenn wir keine Freunde finden? Nein, wir müssen mit, was soll denn sonst aus Noomi werden? Aber eigentlich …” Rut und Orpa schauen sich an. “Rut”, flüstert Orpa, “…”
2. Teil der Erzählung Die drei Frauen gehen immer weiter dem Land Juda entgegen. Wenn ich Noomi bloß nicht so gern hätte, denkt Rut. Wir haben uns gegenseitig getröstet, als wir traurig waren. Ich mag sie so! Plötzlich bleibt Noomi stehen und dreht sich zu Rut und Orpa um. “Meine lieben Schwiegertöchter, ihr müsst nun umkehren. Beibt in eurem Land! Geht zurück zu euren Familien und werdet dort glücklich! Gott sei mit euch!” Rut und Orpa schauen Noomi entsetzt an. “Nein Noomi, wir gehen mit dir”, protestieren beide. Aber Noomi schüttelt den Kopf. “Warum wollt ihr euch das antun? Mit mir in ein fremdes Land ziehen. Seht doch, ich bin alt. Ich kann euch gar nicht mehr versorgen! Wenn ihr umkehrt, könnt ihr ein neues Leben anfangen. Ich danke euch, dass ihr mich getröstet habt, als ich traurig war, aber nun macht euch auf den Weg und geht zurück!” Orpa weint, nimmt Noomi in den Arm und verabschiedet sich. “Alles Gute, Noomi.” “Gott sei mit dir, Orpa, ich habe dich lieb!” sagt Noomi zum Abschied. Orpa dreht sich um und geht. Noomi sieht Rut an: “Los Rut, folge auch du Orpa und werde glücklich! Du musst dich beeilen, sonst holst du sie nicht mehr ein!” Rut blickt Orpa nach. Was soll sie bloß machen? |
M 3 1. Umschläge mit möglichen Gedanken Ruts zur Ergänzung Umschlag 1:
2. Ergänzungen zu den Gedanken Ruts Umschlag 1:
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M 4
Stimmungen und Gefühle der Frauen – Ausmalbild