„Gute Fahrt!“ – Ein Gottesdienst zur Einschulung

von Cornelia Lüders

 

Hinführung zur Thematik

Besondere Einschnitte im Leben erfordern besondere Rituale, die den Übergang erleichtern und brückenhafte Funktion haben. Ein großer Einschnitt stellt der Schuleintritt dar. Ein Schulanfangsgottesdienst holt die „Kindergartenkinder“ ab und ist gleichzeitig der offizielle Beginn ihrer Zeit als Schulkinder. Er heißt die Kinder willkommen und sagt: „Schön, dass ihr da seid!“ Aufregung, Trauer, Freude, Leere, Glück – all diese widersprüchlichen Gefühle sollten in einem Schulanfangsgottesdienst berücksichtigt werden. Vorsichtiges und Sensibles, Kraftvolles und Nachdenkliches, aber dennoch auch Fröhliches sollten diesen Gottesdienst deshalb ausmachen.

Methodische Vielfalt spielt dabei eine große Rolle. Bewegung nimmt die Angst und macht freier.

Ein Schulanfangsgottesdienst spricht die erwartungsvollen und freudigen Schulanfänger an, aber im besonderen auch die teils traurigen, teils ängstlichen und fragenden Eltern: „Was mag die Zukunft für unsere Kinder und uns bringen…?“ Sie lassen heute ein Stück mehr los, das ist traurig und schön zugleich. Ein Gottesdienst am Schulanfang soll den Eltern Mut machen, abzugeben und einen Teil ihrer Verantwortung, ihres Schutzes an andere zu übergeben. Im Gottesdienst erhalten sie den Zuspruch, dass Gott ihre Kinder an die Hand nimmt und sie sicher durch die Ungewissheit der Zu­kunft führt. Gott sagt ihnen: „Vertraut eure Kinder mir an.“

Ins „Schiff Schule“ – wie es in diesem Gottesdienstmodell dargestellt wird – steigen heute alle Schulanfänger ein. Mit der vorausgehenden Geschichte der Sturmstillung erfahren die Kinder, dass ein Schiff auch zu schwanken beginnen kann und Gefahr droht. Über allem jedoch steht Gottes großer Segen, der die Kinder durch die Wogen der Schulzeit begleiten wird – bei leichter Brise, Wind, Sturm, Orkan, aber auch bei Windstille. Gott führt die Dinge zu einem guten Ziel.

„Seid gewiss, dass Gott euch sicher durch die Schulzeit begleitet, er hält euch fest, er ist da.“ Mit diesem Zuspruch gehen die Kinder fröhlich und gestärkt in einen neuen Abschnitt ihres jungen Lebens.
Bleibt zu wünschen: „Gute Fahrt!“, liebe Schulanfänger!

 

Gottesdienstablauf
(Der Gottesdienst fand am ersten September 2007 in der ev.-luth. St.-Briccius-Kirche Adenstedt statt.)

1.         Musikalische Einstimmung
(Schulanfänger nehmen in den ersten Reihen der Kirchenbänke Platz, „Morning has broken“ wird von der CD abgespielt)


2.         Begrüßung

„Morning has broken“ – das bedeutet: Der Morgen ist angebrochen. Für euch, liebe Schulanfänger, bricht auch eine neue Zeit an – die Schulzeit. Dieses ist euer Gottesdienst, dieses ist euer Tag. Winkt doch bitte mal, damit wir alle sehen können, wer heute zur Schule kommt.

Wir begrüßen euch ganz herzlich mit einem kräftigen Applaus. „Herzlich Willkommen!“ auch an die Eltern, Großeltern, Paten und alle die, die heute mitgekommen sind, diesen Tag mit ihren Kindern zu erleben.


3.         Gebet

Lieber Gott!
Heute beginnt für diese Kinder die Schulzeit. Sie freuen sich, sind erwartungsvoll, aufgeregt, vielleicht auch unsicher und ängstlich. Steh ihnen bei, wenn sie heute den ersten Schritt in einen neuen Abschnitt ihres Lebens gehen.

Zeig ihnen den Weg und führ sie sicher durch die Ungewissheit. Schenk ihnen das Vertrauen, dass du uneingeschränkt bei ihnen bist und sie stets begleitest. Lass uns gemeinsam einen fröhlichen Gottesdienst in deinem Namen feiern.
Amen.


4.         Lied „Wir fangen an, fröhlich zu sein“

(Gemeinde steht auf)


5.         Geschichte

(Erzählung nach Mk.4, 35-41, „Die Stillung des Sturmes“, Die auf dem Liederzettel befestigten Papierschiffe werden von den Kindern abgemacht und auf den Finger gesteckt, sie spielen damit die erzählte Geschichte mit.)

Jesus fährt mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth. Es ist ein ruhiger Abend. Die Sterne leuchten klar, die Wellen plätschern leise. Das Schiff fährt ruhig durch die Nacht. Ganz langsam gleitet das Schiff über das Wasser.

Plötzlich zieht ein Sturm auf. Der Himmel wird schwarz. Das Schiff beginnt zu schwanken. Erst nur ganz wenig. Der Wind wird immer stärker, das Segel zerreißt. Das Schiff schwankt so stark, dass es droht zu sinken.

In ihrer Angst rufen die Jünger: „Jesus, hilf uns, wir gehen unter!“ Jesus hebt die Hand. Er sagt zum Sturm und den Wellen: „Schweig und sei still!“ Da wird es ganz still. Das wird es ganz still. Das Schiff beginnt ruhiger zu fahren. Der Wind legt sich ganz. Die Wellen weichen.

Das Schiff fährt ganz ruhig und langsam weiter. Es ist ganz still.

(Papierschiff wieder auf den Liederzettel kleben.)


6.         Kurzansprache

Das Schiff fährt ruhig über das Wasser, plötzlich wird es von Sturm und Wellen gestört – so stark, dass es fast zu sinken droht.

Genau das passiert häufiger auch in unserem Leben: Angst, Krankheit, Trauer, Sorge, Not, Kummer sind elementare Gefühle und Erlebnisse, die uns tagtäglich begegnen können und die Wellen hochschlagen lassen – dann droht unser Lebensschiff zu kippen, wir verlieren die Hoffnung und sehen keinen Ausweg mehr.

Auf dem Schiff Schule könnte das bedeuten: Ich habe Angst vor einer Aufgabe, vielleicht einer Klassenarbeit. Ich bin traurig, weil ich Streit mit meiner besten Freundin habe. Ich bin wütend, weil mich ein anderes Kind ausgelacht hat. Ich habe Kummer, weil es Schwierigkeiten in meiner Familie gibt. Ich habe Sorge, dass ich eine Aufgabe nicht schaffe. In solchen Momenten ist das Meer unruhig. Wir fragen uns: Wann hört das auf?


Jesus bleibt in der Geschichte ganz ruhig auf diese Frage und sagt. „Warum habt ihr Angst? Ich bin doch bei euch!“ Damit bringt er zum Ausdruck: Ihr könnt ganz ruhig werden, ihr könnt gelassen sein, denn ihr könnt auf mich vertrauen. Haltet nicht an euren Sorgen und Ängsten fest, sondern gebt sie in meine Hand. Dann wird das Schiff wieder ruhig fahren und sicher ans Ziel kommen.

Amen


7.         Lied: „Gottes Liebe ist so wunderbar“ (s. M 1)

(Gemeinde steht auf)

 

8.         „Aktion Schiff“: Vorstellung der Schulanfänger
Für euch, liebe Schulanfänger, beginnt heute eine große Reise. Ihr steigt in ein Schiff ein, das „Schule“ heißt.

Ich lese jetzt eure Namen vor und bitte euch, nach vorne zu kommen und in dieses Schiff zu gehen.

Im Altarraum steht ein eindimensionales Schiff aus Holz mit Mast und angedeuteten Segeln, sowie bunten Fähnchen und einer Fahne „Gute Fahrt!“.

Die Namen der Kinder werden einzeln vorgelesen, die Kinder kommen in den Altarraum und stellen sich hinter das Schiff. Die Namen der Kinder werden auf Pappschilder geschrieben und an die Segel geklammert.

Jedes Schiff hat einen Kapitän. In der Schule ist das eure Lehrerin Frau Herschel. Sie steigt mit euch in das Schiff und begleitet euch auf eurer Fahrt durch das Meer des Wissens.

Die Klassenlehrerin kommt nach vorne und geht in das Schiff.

Wie wir eben in der Geschichte gehört haben, ist Jesus mit auf dem Schiff und glättet die Wogen. Auch auf eurer Reise soll er dabei sein und seine Hand schützend über euch legen. Als Zeichen, dass Jesus bei euch ist, wollen wir die Osterkerze anzünden.

Ein älteres Schulkind kommt nach vorne und zündet die Osterkerze vor dem Schiff an.


9.         Gebet, Segen

(Gemeinde steht auf)

Lieber Gott!
Wir vertrauen dir heute diese Kinder an, damit du sie auf dem Schiff Schule sicher und behutsam durch das Meer der Schulzeit führst.

Wenn es stürmisch wird und die Wellen hochschlagen, begleite sie und führe sie sicher ans Ziel.

Nimm du sie an deine Hand, wenn die Angst zu groß wird. Schenke ihnen die Gewissheit, dass du da bist und sie Höhen und Tiefen mit deiner Hilfe bewältigen.

Erhalte ihnen trotz des manchmal rauen Wetters ihre kindliche Fröhlichkeit, ihre Freude am Lernen, ihre Unbekümmertheit im Umgang mit anderen Menschen und die Zuversicht zum Leben.
Lieber Gott!

Auch für die Eltern beginnt ein neuer Zeitabschnitt mit ihren Kindern. Sie müssen ab heute die Leinen loslassen und Verantwortung abgeben. Das ist schwer und schön zugleich. Gib ihnen Vertrauen, Zuversicht und Gelassenheit, dass sich die Kinder ihren Weg bahnen werden. Lass sie gute, geduldige und freundliche Begleiter ihrer Kinder sein und werden.

Gib den Lehrern, dass sie wohlwollende Unterstützung in ihrer Arbeit finden.

Lass alle Kinder, Eltern; Lehrer miteinander respektvoll und freundlich in deinem Namen handeln, damit es eine erlebnisreiche, glückliche und lehrreiche Fahrt mit dem Schiff Schule wird.
Amen.

Vater unser im Himmel …

Segen, Abkündigungen, Kollekte, Geschenk für die Schulanfänger (Kompass als Schlüsselanhänger)


10.       Lied „Immer und überall“

(Gemeinde steht auf)


11.       Auszug der Kinder mit ihrer Lehrerin zur Schule

(„Morning has broken“ von der CD wie zu Beginn des Gottesdienstes)


12. Auszug der Gemeinde

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2008

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