Meine Welt, unsere Welt - Gottes Schöpfung

von Lena Kuhl

 

Das Staunen und die Freude über den Reichtum und die Schönheit der Welt finden in der Bibel in vielstimmiger Weise Ausdruck. Neben den Schöpfungsaussagen, die in Gen 1 und 2 eine Art Anfangsgeschehen inszenieren, wird in den Psalmen von Schöpfung in Form des Staunens und des Lobes geredet, wobei einzelne Elemente hervorgehoben und ins Bewusstsein gebracht werden. Es ist von Wasserquellen die Rede, aus denen die Tiere ihren Durst löschen, vom Regen, der die Erde tränkt, so dass Grünes wachsen kann, von dem Mond, der das Jahr einteilt, und von der Sonne, die Tag und Nacht bestimmt. (Ps 104, 10ff.). Der Himmel, der Mond und die Sterne werden als "deiner Finger Werk" (Ps 8,4) und der Mensch angesichts der Größe seines Schöpfers bestaunt: "Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?"(Ps 8, 5). All dieses Staunen über die Schöpfung mündet immer wieder in das Lob des Schöpfers (Ps 8, 2 u. 10; Ps 104, 24 u. 35; Ps 139,14).

Die Erfahrungen des Geschaffenseins bestimmen alle biblischen Aussagen. Sie sind vor allem am Schöpfer und an Geschöpflichkeit interessiert, am Erhaltenwerden und Verdanktsein, nicht an einer Geschichte der Weltentstehung.

Diese Erkenntnisse der Theologie sind auch für die didaktischen Überlegungen von grundlegender Bedeutung. Kleine Kinder im Kindergartenalter und im 1./2. Schuljahr sollten zunächst an die Vielfalt der Schöpfung herangeführt werden, sie sollen Gelegenheit zum Entdecken, Bewundern und Staunen erhalten und vielleicht erstmalig von Gott als dem Ursprung alles Geschaffenen hören. Dazu gehört alles, was draußen in der Natur zu finden ist und vor allem gehören sie selbst dazu, eingebunden in die gesamte Schöpfung. Sie sollten im Religionsunterricht auch erfahren, dass Menschen schon immer ihre Freude und ihren Dank für die Schöpfung in Lied und Text zum Ausdruck gebracht haben und bringen. Zum Religionsunterricht gehört es auch dazu, Gelegenheiten zu inszenieren, in denen Kinder in diesen Dank und in dieses Schöpferlob einstimmen können. Wir neigen dazu, - der Göttinger Theologe Josuttis spricht von einem "Zeitalter der Lebensgefahr" – im Umgang mit der Bedrohung nur die Sprache der Angst und des Protestes zu fördern und zu entwickeln. Wir verkennen dabei, dass die Freude am Leben ebenfalls der Pflege und der Artikulation bedarf, und das heißt in religiöser Hinsicht: Es muss Ausdrucksformen dafür geben, sich als Geschöpf von Gott geliebt zu wissen; auch diese Ausdrucksformen bedürfen der Pflege und Übung.

 

Unterrichtsvorschlag: Lernen an Stationen

Ein Unterricht, der sich am Staunen über die Schöpfung orientiert, ist innerhalb des Klassenraums und im 45-Minuten-Rhythmus schwer zu realisieren. Daher ist sicher der Gang nach draußen wünschenswert. Die Gefahr in solchen Unterrichtsgängen ist jedoch die, dass das Thema durch viele Eindrücke verschüttet oder eher nebenher behandelt wird und schnell wieder aus dem Bewusstsein verschwindet. Es geht darum, den Kindern nachhaltige Eindrücke im diesem Zusammenhang zu vermitteln und eine Realisierung im Klassenraum zu suchen, die auch den Schöpfergott thematisiert und mit den erlebten Elementen der Natur in Verbindung bringt. Gedacht ist an ein Lernen an Stationen, die sich an den menschlichen Sinnen orientieren. Dieses Lernen soll den Kindern viel Eigeninitiative zumuten und zutrauen, es soll Erfahrungen ermöglichen und Deutungen durch anregendes Material unterstützen. Während für die Stationen zum Sehen, Hören und Fühlen sicher je eine Unterrichtsstunde angesetzt werden sollte, gibt es beim Riechen und Schmecken wahrscheinlich weniger Möglichkeiten, so dass die Stationen dazu in einer Stunde zusammengefasst werden können. Insgesamt müsste demnach die Unterrichtseinheit auf 4-5 Stunden angesetzt werden.

Wichtig ist, dass die Stationen nicht sachlogisch aufeinander aufbauen, sondern dass jedes Kind jederzeit an einer beliebigen Station beginnen und die Reihenfolge selbst bestimmen kann. Jeder Lehrerin und jedem Lehrer werden je nach der eigenen Umgebung sicher viele Möglichkeiten zum Stationenaufbau einfallen. Eine kurz und präzise formulierte Arbeitsanweisung sollte an jeder Station vorhanden sein. Nummerierungen helfen bei der Orientierung und vor allem bei der Protokollierung, denn jedes Kind braucht ein Protokollbüchlein, in dem es etwas von dem dokumentieren kann, was es getan hat. Denkbar ist es auch im Blick auf langsam arbeitende Kinder Pflicht- und Wahlstationen zu bestimmen und farblich entsprechend zu markieren.

Als durchziehender roter Faden eignet sich ein Lied, das immer wieder das Schöpfungslob thematisiert:


2. Lobt alle Gott. Lobt alle Gott. Lobet alle Gott
für die Berge und die Täler, für die Flüsse und die Meere. Lobt alle Gott…

3. Lobt alle Gott. Lobt alle Gott. Lobet alle Gott
für die Pflanzen und die Tiere, für die Fische und die Vögel. Lobt alle Gott…

4. Lobt alle Gott. Lobt alle Gott. Lobet alle Gott
für die Tiere auf dem Lande und für alle, alle Menschen. Lobt alle Gott…

Text und Melodie: Gertrud Lorenz


Es bietet sich in seiner Einfachheit an, von Kindern umgestaltet zu werden zu einem eigenen Lobpsalm. Zunächst wird die erste Strophe im Original gesungen, damit die Teile bekannt sind, die sich in jeder Strophe wiederholen, die sozusagen das Gerüst oder den Rahmen bilden. Wenn das Lied auf diese Weise bekannt gemacht worden ist, wird der Mittelteil bei den folgenden Strophen von den Kindern selbst ausgefüllt. Eine Möglichkeit ist die, dass sie Dinge aus der Schöpfung nennen, die in das Lied eingefügt werden. Da kein Reim oder besonderer Rhythmus dazu notwendig ist, lässt sich fast alles singen. Diese Möglichkeit soll in den Stationen genutzt werden. Das Lied wird zu Beginn der Unterrichtseinheit eingeübt, jede Stunde wird mit (einigen von) den selbsterdachten Strophen beschlossen.

Eine andere Form, den Mittelteil des Liedes auszufüllen, ist die, die bei einem Unterrichtsgang gesammelten Dinge und möglicherweise noch mitgebrachte Früchte in die Mitte eines Sitzkreises zu legen. Der Reihe nach dürfen dann vier Kinder je eine Sache in die Hand nehmen, die vier Sachen werden in der folgenden Strophe besungen. Und so kann es weitergehen, bis alle Kinder etwas von Gottes Schöpfung in der Hand halten. Diese Form eignet sich besonders gut anlässlich des Erntedankfestes.

Der folgende Aufbau von 7 Stationen zum Sehen und 9 Stationen zum Fühlen kann anregend für weitere Überlegungen zu den anderen Sinnen sein. Bevor die Kinder an die Arbeit gehen, sollte ein Einführungs – Rundgang etwaige Fragen klären. Der wird in der ersten Stunde ausführlicher ausfallen müssen als in den Folgestunden. Während des Rundgangs bekommen die Kinder bereits ihr Protokollheft in die Hand (siehe unten).

 

7 Stationen zum Sehen

Station 1:
Ein Schöpfungslied: Ausgewählte Verse aus Psalm 104 werden auf einen großen Karton geschrieben, daneben liegen Farbstifte.

Anweisung:

1 Welches Wort, welcher Satz gefällt dir?
Male es an!
Male dazu!
Oder unterstreiche!


Station 2:
Legen mit Märchenwolle: Ein Korb mit Märchenwolle, eine Teppichfliese und eine Schüssel mit Wasser stehen bereit.

Anweisung:

2 Lege ein Tier mit Wolle


Station 3:
Ein Memory – Spiel: 16 – 18 kleine Tontöpfchen (Ø am oberen Rand etwa 5 cm, beim Gärtner) werden umgestülpt auf eben so viele Felder, die auf einen Pappdeckel gezeichnet sind. Auf je zwei Feldern liegen gleiche Elemente: Kastanien, Nüsse, Steinchen, Erbsen usw.. Durch Aufdecken werden Zuordnungen gesucht.

Anweisung:

3 Spielt zu zweit!


Station 4:
Bilderbücher: Mehrere Bilderbücher zum Thema "Schöpfung" liegen bereit. Jedes Kind soll eins davon auswählen und sich genauer ansehen.

Anweisung:

4 Sieh dir ein Bilderbuch in Ruhe an


Station 5:
Liedstrophe erfinden: Das Lied "Lobt alle Gott..." befindet sich als Kopie, möglichst vergrößert, an dieser Station. Es soll die Kinder lediglich erinnern.

Anweisung:

5 Denk dir eine neue Strophe aus, die zum Sehen passt!


Station 6:
Sehen mit der Lupe: Ein möglichst leistungsstarkes Vergrößerungsglas liegt bereit, damit Kinder kleine Dinge (Weizenkorn, Grashalm o.Ä.) ganz groß sehen können.

Anweisung:

6 Betrachte mit der Lupe!


Station 7:
Mein Fantasiegarten: Buntstifte liegen bereit.

Anweisung:

7 Male einen wunderschönen Garten!

 

Mein Seh – Tagebuch

Station 1:
Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich;
Licht ist dein Kleid, das du anhast.
Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich.
Du lässest Wasser in den Tälern quellen,
dass alle Tiere des Feldes trinken
und das Wild seinen Durst lösche.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen.
Du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen,
Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen;
Die Sonne weiß ihren Niedergang.
Du machst Finsternis, dass es Nacht wird.
Wenn aber die Sonne aufgeht, geht der Mensch an seine Arbeit
Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.
Lobe den Herren, meine Seele! Halleluja!

In dem Schöpfungslied (Psalm) habe
ich etwas unterstrichen __
etwas angestrichen __
etwas umrahmt __
Wörter bunt gemalt __
etwas an den Rand gemalt __


Station 2:
Aus Märchenwolle habe ich ein __________________________________ gelegt.


Station 3:
Das Memory habe ich zusammen mit ____________________________gespielt.

Ich habe dabei:

gewonnen __
verloren __
Das Spiel war unentschieden __


Station 4:
Von den Bilderbüchern habe ich mir eins etwas genauer angesehen, es heißt:

_________________________________________________________________


Station 5:

Meine neue Strophe vom Sehen heißt so:

"Lobt alle Gott, Lobt alle Gott, lobet alle Gott

für ________________________________

für ________________________________

Lobt alle Gott, lobt alle Gott, lobet alle Gott!"


Station 6:
Was ich mir mit der Lupe angesehen habe, sah so aus:

_________________________________

_________________________________


Station 7:
So stelle ich mir einen wunderschönen Garten vor: (Eine ganze Seite)

 

9 Stationen zum Fühlen / Tasten

Station 1:
Ein Fühlkarton: An einem größeren Karton wurde an einer Seite ein Loch hineingeschnitten, durch das die Kinder die darin befindlichen Dinge ertasten können. (Z. B. Verschiedene Obst- oder Gemüsesorten)

Anweisung:

1 Was fühlst du? Nicht verraten!


Station 2:
Einpflanzen eines Samenkorns: Blumentöpfchen, Erde und Samenkörner liegen bereit.

Anweisung:

2 Pflanze ein Samenkorn in die Erde


Station 3:
Fühlsäckchen: Zwei verschiedenfarbige, durch Kordelzug zu öffnende Stoffsäckchen enthalten Materialien, die zu ertasten sind.

Anweisung:

3 Was fühlst du? Nicht verraten


Station 4:
Kneten bzw. Formen: Knetgummi oder anderes Material zum Formen sowie Unterlagen liegen bereit

Anweisung:

4 Knete ein Tier!


Station 5:
Wasser fühlen: Eine Schüssel mit klarem Wasser steht auf dem Tisch.

Anweisung:

5 Tauche deine Hand ins Wasser! Woran erinnert dich das?


Station 6:
Partnerübung: Auf den Rücken schreiben.

Anweisung:

6 Schreibe langsam mit dem Finger den Namen eines Tieres und einer Pflanze auf den Rücken deines Partners oder deiner Partnerin! Welche Namen sind es? Wechselt danach!


Station 7:
Partnerübung: Führen und geführt werden.

Anweisung:

7 Führe deine/n Partner/in an einem Finger durch den Raum, dabei soll der / die Geführte die Augen schließen. Wechselt dann!


Station 8:
Liedstrophe erfinden: Das Lied "Lobt alle Gott..." befindet sich als Kopie, möglichst vergrößert, an dieser Station. Es soll die Kinder lediglich erinnern.

Anweisung:

8 Denk dir eine neue Strophe aus, die zum Fühlen passt


Station 9:
Was ich gern fühle oder anfasse: Buntstifte zum Malen und Schreiben liegen bereit. (Eine ganze Seite)

Anweisung:

9 Setz dich und male oder schreibe, was du gern besonders gern fühlst!

 

Mein Fühl – Tagebuch

Station 1:
Im Fühl-Karton habe ich ertastet:

___________________ _____________________

___________________ _____________________

___________________ _____________________


Station 2:
Die Erde fühlt sich an:

feucht     __

fest __

locker __

weich __

Das Samenkorn fühlt sich an:

klein __

spitz __

dreieckig __

glatt __


Station 3:
In dem blauen Säckchen sind ___________________________________________

In dem grünen Säckchen sind ___________________________________________


Station 4:
Das Tier, das ich geformt habe, Wenn ich es male, sieht es so aus:

ist ein ____________________


Station 5:
Das Wasser hat mich erinnert an _________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________


Station 6:
Mein/e Partner/in hat mir auf den Rücken geschrieben, und zwar

den Namen eines Tieres und den Namen einer Pflanze

_______________________ _________________________


Station 7:

ja nein

Es hat mir Spaß gemacht, jemanden durch den Raum zu führen __ __

Ich fand es schön, geführt zu werden __ __

Ich habe dabei etwas geblinzelt __ __


Station 8:

Meine neue Strophe vom Fühlen heißt so:

"Lobt alle Gott, Lobt alle Gott, lobet alle Gott

für _________________________________

für _________________________________

Lobt alle Gott, lobt alle Gott, lobet alle Gott!"


Station 9:

Hier schreibe oder male ich auf, was ich sonst noch besonders gern fühle und anfasse!

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2001

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