Digitale Medien und deren Einsatzmöglichkeiten und Nutzen spalten den gesellschaftlichen Diskurs. Eine Seite preist die Chancen, die sich beruflich und privat ergeben. Alles wird schneller, einfacher und schöner und ist noch dazu kostenlos. Die Gegenseite warnt vor Datenmissbrauch, Entgrenzung der Arbeitszeit und Suchtgefahren. Wichtig ist es, gerade im Hinblick auf Heranwachsende, diese zu einer Medienmündigkeit zu erziehen, die den Spaß an digitalen Medien, deren Nutzen und Möglichkeiten nicht verteufeln, die aber auch Gefahren und Risiken sowie ökonomische Zusammenhänge thematisieren.
Es fällt auf, dass im Bereich der Filmarbeit solche Medien überwiegen, die die warnenden und gefährlichen Aspekte der Digitalisierung (z. B. Hasskommentare, Fake-News, Suchtgefahren, Arbeitsplatzverlust) betonen. Filme, die die Vorteile der fortschreitenden Digitalisierung thematisieren, sind eher selten.
Hass im Internet
Dominique Klughammer, Deutschland 2017
24 Min., Dokumentarfilm,
FSK Lehrprogramm gemäß §14 JuSchG
Geeignet ab 12 Jahren
Hasskommentare überfluten das Internet. Insbesondere in sozialen Netzwerken im vermeintlichen Schutz der Anonymität entlädt und potenziert sich der Hass. Menschen des öffentlichen Lebens, die sich sozial oder politisch engagieren, sind besonders betroffen. Die Textilfabrikantin Sina Trinkwalder, die Politikerin Katrin Göring-Eckardt, der Politiker Orkan Özdemir und Erich Hattke, Sprecher des Netzwerks „Dresden für alle“, legen dar, welche Auswirkungen die Verleumdungen, Morddrohungen und Hassattacken für ihr Leben haben und wie sie sich dagegen zu Wehr setzen. In der Dokumentation kommen auch die strafrechtlichen Folgen zur Sprache, die Hasskommentare nach sich ziehen können.
Junge Menschen nutzen intensiv Soziale Netzwerke. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, einen konstruktiven Umgang mit Hass im Netz zu vermitteln und so die Medienkompetenz der Schüler*innen zu fördern. Unterstützt durch umfangreiches Unterrichtsmaterial werden konkrete Handlungsmöglichkeiten gegen Hass im Netz aufgezeigt, aber auch die Probleme im Umgang mit der Online-Hetze diskutiert. Darüber hinaus hat die Dokumentation auch einen präventiven Aspekt, der sich an potentielle Verfasser*innen von Hate Speech richtet. Diese Dokumentation ist breit einsetzbar in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit.
Ich folge dir
Jonatan Etzler, Schweden 2015
3 Min., Kurzspielfilm,
FSK Lehrprogramm gemäß §14 JuSchG
Geeignet ab 14 Jahren
Am Morgen trifft Anna im Zug auf Jesper. Sie hat ihn noch nie gesehen, doch er weiß alles über sie. Er hat sie beobachtet, im Alltag und über soziale Medien. Er hat sich sogar als falscher Freund einem ihrer Bekannten vorgestellt, um intime Details über sie zu erfahren. Anna ist schockiert.
„Ich folge dir“ ist ein provozierender Film, der viele Aspekte des Umgangs junger Menschen mit sozialen Netzwerken in Szene setzt. Bildgestaltung, Dialoge und das abrupte Ende tragen zur kritischen Auseinandersetzung bei und erlauben vielfältige Anknüpfungen in der schulischen und außerschulischen pädagogischen Praxis.
Die Trolle
Die Verbreitung von falschen Wahrheiten
David Hohndorf, Birgit Wärnke, Sabine Puls, Andrej Reisin, Deutschland 2016
30 Min., Dokumentarfilm, FSK Lehrprogramm gemäß §14 JuSchG
Geeignet ab 14 Jahren
Im kleinen Ort Meßstetten verbreitet sich rasant die Nachricht, dass ein Polizist entführt worden sein soll. Schnell werden die zugezogenen Geflüchteten der Tat bezichtigt. Lokalreporter Michael Würz beginnt zu recherchieren und hat bald den vermissten Polizisten am Telefon. Er erfährt, dass dieser nicht entführt wurde, sondern krank im Bett liegt. Ähnliche Gerüchte, Verleumdungen und Lügengeschichten, so genannte Fake-News, kursieren vor allem in den sozialen Medien. Alles frei erfunden. Oft sind es Internet-Trolle, die die Gerüchte in Umlauf bringen. Wie verändern sie die Stimmung im Land?
Der Film „Die Trolle“ nimmt die Heranwachsenden mit in ihre Welt der Online-Kommunikation, er zeigt bewusst Schwächen und Risiken auf, nutzt konkrete Beispiele rund um das aktuelle Thema der Situation Geflüchteter in Deutschland und ist damit für Jugendliche verständlich und nachvollziehbar. Er bietet eine hervorragende Aufklärungsarbeit zum Thema Fake-News und Internet-Trolle und ist ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz, damit Heranwachsende einen kritischen Umgang bezüglich der Informationsbeschaffung im Internet entwickeln.
Der Film eignet sich für alle Schularten ab dem Sekundarbereich I und ist auch in der Erwachsenenbildung einsetzbar.
„… und es hat klick gemacht“
Andreas Büsch, Deutschland 2016
11 Videoclips á 3 Min.
Wenn Kinder zu lange am Computer sitzen, ist das ungesund, genauso wie zu viel fernsehen oder zu lange im Internet surfen. Das Videoformat „… und es hat Klick gemacht“ mit dem Medienexperten Prof. Andreas Büsch aus Mainz soll bei Fragen rund um den Medienkonsum weiterhelfen. Kompaktes Wissen wird attraktiv in elf mal drei Minuten vermittelt. Wer mehr wissen will, wird unter „Weiterführende Links” fündig.
1. Medienzeit: Zuviel ist ungesund
2. Computerspiele: Nur ein Ego-Shooter?
3. Cybermobbing: Auch digital ist brutal
4. Jugendmedienschutz: Ohne Altersbeschränkung geht es nicht
5. Social networks: Das Spiel mit der Identität
6. Exzessive Mediennutzung: Süchtig? Die Dosis macht das Gift!
7. Virtual Reality: Virtual Reality – mehr als schöner Schein?
8. Freiheit im Netz: Das sind doch [NICHT] nur Worte – Grenzenlose (Meinungs-)Freiheit?
9. Datenschutz: Datenschutz am Smartphone
10. Aktiv in den Medien: Aktive Medienarbeit – Königsweg der Medienpädagogik
11. Teilen im Netz: teilen, twittern, downloaden – rechtliche Fallstricke im Netz:
Ein Angebot für alle Erziehenden und die, die es noch werden wollen. Die Clips stehen als Download unter www.medienzentralen.de mit Vorführrechten zur Verfügung.
Homevideo
Jan Braren, Kilian Riedhof, Deutschland 2011
90 Min., Spielfilm, FSK 12
Geeignet ab 14 Jahren
Jakob ist ein verschlossener, sensibler 15-Jähriger mitten in den Wirren der Pubertät. Er filmt alles mit seiner Videokamera, was ihn gerade bewegt, und liebt ungewöhnliche Fotos. Seine Eltern wissen wenig von ihm, zu sehr sind sie mit sich selbst beschäftigt. Sie stecken in einer Ehekrise – beinahe täglich wird Jakob Zeuge eines Streits. Als Jakobs Mutter ihm eröffnet, dass sie sich trennen und ausziehen wird, zieht er sich noch mehr in sich zurück. Auch in der Schule bekommt Jakob Probleme, doch eigentlich ist ihm das alles egal, denn er hat nur Augen für Hannah, in die er verliebt ist. Als er gerade beginnt, ihr näher zu kommen, gerät ein selbstgedrehtes, kompromittierendes Video von Jakob in die Hände seiner Mitschüler. Noch bevor Jakob es sich zurückholen kann, stellt es ein Mitschüler ins Internet – in kürzester Zeit verbreitet sich das Video in der ganzen Schule. Von allen Seiten wird Jakob daraufhin ausgelacht und gemobbt. Über das Internet erhält er in Chatrooms dutzende Hassbotschaften. Auch Hannah bricht den Kontakt ab …
„Homevideo” ist inspiriert von den zum Teil extremen Entwicklungen in sozialen Netzwerken im Internet und den verstärkt auftretenden Fällen von Cybermobbing. Er ist sowohl in der schulischen als auch der außerschulischen Bildungsarbeit einsetzbar.
Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel
Florian Schnell, Deutschland 2016
87 Min., Spielfilm, FSK 12
Geeignet ab 14 Jahren
Die meiste Zeit seines Lebens ist Jan (17) gar nicht Jan, sondern der wagemutige Krieger FENRIS (Level 69) und einer der besten im Fantasy-Game „Schlacht um Utgard”. Er bereitet sich gerade auf das anstehende Online-Turnier, die „Ragnarök” vor, als er auf einmal aus dem Spiel geworfen wird und panisch begreift, dass er von einem anderen Spieler, dem düsteren Magier LOKI (Level 70) gehackt wurde. Damit beginnt für ihn die größte Quest seines Lebens – in der echten Welt! Auf seiner turbulenten Reise, um seine digitale Identität zurück zu bekommen, trifft er auf viele analoge Hindernisse, schrecklich reale Gegner und die durchgeknallte Karo … ein Mädchen.
Der Spielfilm ermöglicht einen sensiblen und zugleich spielerischen Zugang zur sonst so häufig kritisierten Medienform Computerspiel, ohne dabei die oft plakativ diskutierten Vor- und Nachteile von Online-Games zu betonen. Durch die Verquickung von analogen Filmszenen mit Szenen aus dem digitalen Spiel und die nicht ganz perfekten Protagonisten, die ein normales Leben führen, können sich heranwachsende Jugendliche gut in die Thematik hineinversetzen. Das Gute an dem Film ist, dass er Identifikation ohne Wertung bietet. Er lässt Raum für eine eigene Auseinandersetzung und Bewertung.
Der Spielfilm eignet sich für den Einsatz im Unterricht der Sekundarbereiche I und II und in der Jugendarbeit.
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Hinweisen möchte ich noch auf den Spielfilm The Circle (James Ponsoldt, USA 2017), eine Adaption des gleichnamigen Romans von Dave Eggers, der auf Seite 18 dieser Ausgabe ausführlich beschrieben wird. Auch die französische Komödie Monsieur Pierre geht online (Stéphane Robelin, Deutschland, Frankreich, Belgien 2017) sei hier genannt; sie ist insbesondere für die Gemeindearbeit interessant, da sie deutlich macht, wie das Internet einsamen Menschen Kontaktmöglichkeiten und neuen Zugang zum Leben verschaffen kann. Dieser Film wurde schon im Loccumer Pelikan 2/2018 zum Thema „Jung und Alt“ vorgestellt. Dort finden Sie auch eine Beschreibung des Kurzspielfilms Ponyhof, der den unterschiedlichen Umgang von Erwachsenen und Kindern mit digitalen Spielen thematisiert.