Humba, humba, täterää - Fasching feiern im ev. Kindergarten - Fasching feiern? – pro

von Ulrike Fey-Dorn

 

Für die einen absolut furchtbar, das Gegröle – für die anderen der reinste Genuss, mal so richtig aus sich herauszugehen. Ja, Fastnacht ist eine wunderbare Möglichkeit, sich durch Verkleiden, ein bisschen Schauspielerei, Singen und Tanzen in eine andere Rolle zu versetzen. Und das hat was Befreiendes und Leichtes. So als „Doofmann“ den ganzen Tag in der Kindertagesstätte herumzulaufen, freut die Seele ungemein, und die Kinder sind erstaunt, dass ihre Erzieherin so den ein und anderen Blödsinn macht und auch an der Kleidung stimmt auch nicht alles wie sonst!

Mit Herz, Mund und Hand sollen wir Gott loben. Warum dann nicht auch lachend und ausgelassen? Sind nicht die schönsten Kindergartengottesdienste oder Krabbelgottesdienste, wo auch mal gelacht wird und eventuell auch ein Kind/Erwachsener in eine Rolle geschlüpft sind; Wunderbare „Kirchenmäuse“ liefen im Kindergottesdienst während der Woche des Kindergartens in der Markuskirche Hannovers herum und führten durch das Programm. Es sind nicht die einzigen Erinnerungen an wunderbare Verkleidungen mit karnevalistischen Elementen in einer evangelischen lutherischen Kirchengemeinde….

Na gut, ich gebe zu, so eine norddeutsche Erdscholle kann nicht gerade ein rheinischer Leichtfuß werden. Trotzdem – wer es auch hier im Norden wagt, wird merken: Es tut nicht weh, es tut gut zu lachen und mal ausgelassen zu sein und mal etwas anders aus zu sehen als im Alltag. Die Rheinländer können über sich selbst lachen. Klar, das können auch Nichtrheinländer – gebe ich auch zu.

Fastnacht ist nur eine Zeit im Jahr, dann ist wieder alles normal. Man schlüpft in eine andere Rolle und steht ein bisschen über sich selbst – guckt aus einer anderen Sichtweise auf sich selbst. Ein bisschen gleicht es dem englischen Humor: Natürlich wesentlich lauter, dreister, direkter – aber gut für Leib und Seele. Ich kann mitreden!

„Fastnacht ist ein Rollenwechsel in einer zeitlich begrenzten Gegenwelt, es bietet einen „Individuellen Spielraum“, in dem die Schwerkraft, welche die Menschen an ihre sonstigen Rollen, an bestimmte soziale Pflichten und Erwartungen bindet, weithin aufgehoben wird.“ (Kristian Fechtner, Im Rhythmus des Kirchenjahres, Gütersloh 2007)

In den kleinen Umzügen in Dörfern erlebt man die eigentliche Fastnacht. Die ganze Dorfgemeinschaft macht mit – auch die Kindergärten; es werden Kostüme genäht, es werden Wagen geschmückt. Ein Volksfest wird zusammen vorbereitet und verbindet alle Mitwirkenden, die sich sonst nicht allzu viel zu sagen haben. Es ist ganz klar Tradition, dass der evangelische, sowie der katholische Kindergarten im Fastnachtszug des Ortes mitgehen. Danach wird selbstverständlich im Kindergarten oder in der Turnhalle weitergefeiert.

„De Zuch war aber wieder schön!“ ist ein ganz verbreiteter Spruch nachdem man schuckelt, mitsingend am Straßenrand das Ereignis verfolgt hat. Natürlich fließt Wein, aber wenn ich die Schützenfeste, militärisch getrimmt hier in Norddeutschland sehe, dann lieber am Zugrand ein Gläschen , denn man will ja die ganzen drei Tage feiern und die Kinder müssen auch zu ihrem Spaß kommen. Also, das heißt, das Feiern geht auch ohne zu viel Alkohol!

Wichtiger ist immer auch das Gespräch mit dem Nachbarn, das Schunkeln, das zusammen singen und auf sein neues „Hütchen“ zum alten Faschingskostüm stolz sein. Winkend stehen die Eltern, Großeltern am Rand, die Kinder winken aus dem Zug. Die Erzieherinnen sind stolz auf ihre verkleideten Gruppen.

Deshalb ein fröhliches „Humba, humba, täterä“ allen. Und allen voran den Kindertagesstätten der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers!

Text erschienen im Loccumer Pelikan 1/2008

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